KUNST IM TRAKLHAUS / SALZBURG MUSEUM

04/05/25 Das schaut äußerst anregend aus: Neben einer kleinen Vitrine, in der historisches Glas zu sehen ist, hat der aus Tamsweg stammende Künstler Manfred Grübl eine Bar eingerichtet. Flaschen mit Hochprozentigem, und viele Gläser. Wer mag – und sich getraut – könnte sich einen Schluck genehmigen.

Von Reinhard Kriechbaum

„Bei der Vernissage haben die Leute gut zugegriffen“, sagt die Mitarbeiterin der Galerie Kunst im Traklhaus augenzwinkernd. Seither sei es deutlich ruhiger geworden um den Bartisch, der mit Texten über Kunst tapeziert ist. Wir sollen nämlich nicht nur trinken, sondern auch über Kunst reden. Pour someone a drink to start conversation hat Manfred Grübl das einladende Objekt genannt. Es ist Teil der Schau Rar & Bizarr, ein weiteres „Gastspiel“ des Salzburg Museums in einer Salzburger Kultureinrichtung. Für diese Schau in der Landesgalerie Kunst im Traklhaus hat das Museum kuriose, skurrile, jedenfalls außergewöhnliche Objekte zur Verfügung gestellt, und Künstler mit heimischen Wurzeln waren eingeladen, darauf mit eigenen Arbeiten zu reagieren. Da ist ein anregendes Sammelsurium zusammengekommen. Ein Schelm, wem dazu der Titel einer Fernsehserie einfällt: Kunst und Krempel.

Die meisten der Museums-Stücke würden wohl auf alle Ewigkeit im Depot liegen bleiben. In welche Ausstellung passte schon das beschriftete original mit rotem Wachs versiegelte Fläschchen mit Wasser aus der Fürstenbrunner Rohrleitung? Mit einem am Rücken liegenden Drachen, dem der ihn erstechende heilige Georg abhanden gekommen ist, kann man ebenfalls keinen Staat machen. Auch nicht mit einer Voliere mit Vögelchen aus dem 19. Jahrhundert. Auf die beiden letztgenannten Objekte hat aber Tina Hainschwang mit Keramikarbeiten reagiert. So nebeneinander gestellt hat die Sache Witz.

Ein barocker marmorner Totenkopf hat Marianne Lang über den Tod nachdenken lassen. Sie hat aus blassen Erdpigmenten zwei Tableaus mit gemalten Blumen geschaffen. All diese Pflanzen galten Naturvölkern als Abtreibungsmittel – aber ihre Anwendung hat so manche Hilfe Suchende ins Jenseits befördert. Da machen Bilder und Vanitas-Motiv tatsächlich Gänsehaut. Anderes wirkt verspielt und ironisch, etwa Ursula Guttmanns kleine Tierköpfe aus Silikon, mit denen sie auf ein Biedermeier-Interieur mit Mops reagierte. Und ihre drei Frankfurter-Würstel, eines sogar vergoldet, neben einem Medaillon mit schnupfender Frau? Genuss hat eben viele Facetten.

An einen Finanz-Kriminalfall erinnert eine Aktie aus dem Jahr 1849 im Wert von hundert Gulden. Da versuchte ein Mensch zu Geld für ein Start-up-Unternehmen zu kommen. Er versprach leichtgläubigen Geldgebern, eine energieautarke „Fahrmaschine“ zu entwickeln, also ein Perpetuum mobile. Die Sache ist, wie man sich leicht denken kann, auf einen Betrug hinausgelaufen, die Anleger haben ihr Geld nie wieder gesehen. Manfred Grübl hat sich dazu das Kunstwerk Arbeit Gold Natur ausgedacht, ein wenig transparentes Objekt aus Glas, Folie und Schrift.

Ein Eye-Catcher ist jenes kleine Ölbild aus dem Barock, das die Heilige Dreifaltigkeit zeigt: Drei Gesichter sind ineinander verschachtelt, kommen mit vier Augen aus. Theresa Hattinger hat dieses Bild auf eine große hellgrüne Wand gehängt und sich dazu Dreier-Begriffspaare sonder Zahl ausgedacht, Intellektuelles und Banales. Mein Favorit-Dreieck: Wein, Weib, Gesang.

Museums-Gastspiel „Rar & Bizarr“, bis 3. Mai in der Landesgalerie Kunst im Traklhaus – www.traklhaus.at
Bilder: dpk-krie