Gegen Übermacht und Willkür

MUSEUM DER MODERNE / GEORG EISLER

06/12/17 Georg Eisler, 1928 bis 1998, ein Sohn des Komponisten Hanns Eisler und der Sängerin Charlotte Eisler, wuchs nach Stationen in Moskau und Prag in Großbritannien auf und kehrte 1946 – einer von wenigen – aus dem Exil nach Wien zurück. Im Mittelpunkt seiner künstlerischen Arbeit steht der Mensch, als Individuum aber auch als Teil einer Masse.

Anlässlich einer Schenkung des Georg und Alice Eisler-Stiftungsfonds für bildende Künstler und Komponisten widmet das Museum der Moderne Salzburg dem Maler Georg Eisler eine umfassende Einzelausstellung im Rupertinum. Gemeinsam mit Werken aus dem vorhandenen Bestand wird die Schenkung erstmals präsentiert.

Eisler malt und zeichnet gehetzte Fußgänger, Marktbesucherinnen, gelangweilte Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Voyeure in Bars und Typen im Kaffeehaus. Daneben bilden Eislers Arbeiten zu öffentlichen Demonstrationen den Höhepunkt der Ausstellung, „ein Thema, das vor dem Hintergrund aktueller politischer Entwicklungen eine neue Brisanz entfaltet“, so Sabine Breitwieser, Direktorin am Museum der Moderne Salzburg. Unverblümt zeige und kritisiere Eisler in seinen realistisch-expressiven Bildern die Übermacht und Willkür der Exekutive.

„Georg Eislers politische Bilder haben bis heute nichts an Aktualität eingebüßt, weshalb wir dieser Werkgruppe auch ein besonderes Augenmerk widmen.Mit dieser Ausstellung laden wir zu einer Neubetrachtung seines Werks ein, insbesondere im Kontext der Wiederbelebung gegenständlicher expressionistischer Malerei.“

Die Schenkung sowie ausgewählte Werke aus dem insgesamt nun über dreihundert Arbeiten umfassenden Bestand von Werken Georg Eislers im Museum der Moderne Salzburg werden erstmals im Rupertinum gezeigt. Getroffen wurde „großzügige Auswahl von zentralen Werken“. Neben Gemälden und Papierarbeiten zu Themen wie „Heimkehr und Erinnerung an das Exil“ und „Jazz und Nachtclubs“ liegt das Hauptaugenmerk auf Bildern von Menschenansammlungen, Demonstrationen und gewalttätigen Konfrontationen zwischen Polizei und Demonstranten.

Georg Eisler floh zusammen mit seiner Mutter 1939 nach Großbritannien. Dort erfuhr er an diversen Kunstschulen seine erste künstlerische Prägung, insbesondere auch durch Privatunterricht bei Oskar Kokoschka. Nach seiner Rückkehr nach Wien 1946 scheiterte sein Aufnahmegesuch an der Akademie der bildenden Künste. Herbert Boeckl nahm ihn jedoch in seine „Abendakt“-Kurse auf, die er über mehrere Jahre besuchte.

Mit seiner Entscheidung, trotz der führenden Rolle der Abstraktion in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weiterhin gegenständlich zu malen, knüpfte Georg Eisler nicht nur an die österreichische Moderne, sondern auch an die School of London an. Von 1968 bis 1972 war Eisler Präsident der Wiener Secession und in dieser Eigenschaft Initiator zahlreicher Ausstellungen. Er ging Lehrtätigkeiten nach und hatte Gastprofessuren im In- und Ausland inne, unter anderem als Leiter der Klassen für Malerei und Zeichnung an der Salzburger Sommerakademie von 1981 bis 1996. Georg Eisler verstarb am 15. Januar 1998 in Wien. (MdM/dpk-klaba)

Georg Eisler – Welt-Anschauung – bis 8. April 2018 im Rupertinum - www.museumdermoderne.at
Bilder: MdM; Wien 2017/Rainer Iglar