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Weit über den Vorgarten-Zaun hinaus

MUSEUM DER MODERNE / PROGRAMM 2021

22/01/21 Bei einem Ausstellungstitel End of Empire könnte man womöglich auch an das Ende der Ära Trump denken, aber es ist anders gemeint: Der britisch-nigerianischn Künstlers Yinka Shonibare hat wirklich das British Empire, also die postkolonialen Diskussion, im Auge.

Die Schau End of Empire war schon für den Sommer 2020 im Museum der Moderne vorgesehen und wurde pandämiebedingt verschoben. Heuer soll sie nachgeholt werden. Shonibare beschäftigt sich mit kulturellen Identitäten, den kolonialen Verstrickungen des Britischen Empire mit dem „Rest der Welt“ und der Frage nach dem „Bild des Anderen“. Seine Analyse des viktorianischen Lebensstils ist von ironischen Brechungen und politisch aufgeladenen Selbstinszenierungen durchzogen, etwa als „Victorian Dandy“.

Noch etwas wirkt gerade recht aktuell: „Diese Welt ist nicht mehr weiß und wird es nie mehr sein“, stellte der US-amerikanische Schriftsteller James Baldwin 1953 in seinem Essay „Stranger in the Village“ fest. Die Ausstellung This World Is White No Longer soll, ausgehend von zentralen Werken der Sammlung Generali Foundation, rassistische Denk- und Verhaltensmuster sichjtbar machen und „die Einfühlung in unterschiedliche Perspektiven als eine Methode der Dezentrierung des eigenen Blicks auf die Welt untersuchen“, wie man es in einer Vorschau aufs Ausstellungsjahr 2021 im Museum der Moderne formuliert. In dieselbe Richtung werden Studierende der Klasse für Fotografie und Neue Medien an der Universität Mozarteum Salzburg arbeiten.

MdM-Direktor Thorsten Sadowsky: „Unser Programm für das Jahr 2021 hat den Anspruch, aktuelle Themen wie Gewalt, Identität, Rassismus, Postkolonialismus und unser Verhältnis zur Natur in den Blick zu nehmen.“ Das Denken des Anderen und die Einbeziehung außereuropäischer Perspektiven seien Voraussetzungen, „damit unser eigenes Denken nicht im Vorgarten steckenbleibt“. Horizonterweiterung solle ermöglicht werden. „Wir wollen nicht belehren, sondern wir machen Angebote, wie Kunst zum Verständnis unserer Zeit beitragen kann“, so Sadowsky.

Dem Reisen und dem künstlerischen Nomadentum widmen sich zwei Ausstellungen, die bereits Ende 2020 eröffnet wurden und die aufgrund der Covid-19-bedingten Schließungen des Museums pausieren mussten: Not Vital. IR ist die erste museale Einzelausstellung in Österreich dieses charismatischen Künstlers, der stark in seiner Engadiner Heimat verankert und zugleich auf allen Kontinenten unterwegs ist und damit lokale Identität mit globaler Erfahrung verbindet. „Mehrere Reisen auf unterschiedlichen Ebenen“, so beschreibt Fiona Tan ihre Ausstellung Mit der anderen Hand / With the other hand. Es sind Reisen durch Raum und Zeit, durch gegenwärtige und historische Bilderwelten. Die Schau wird bis 2. Mai 2021 verlängert.

Die Doppelausstellung Physiognomie der Macht, ebenfalls im Dezember eröffnet, stellt Arbeiten des deutschen Filmemachers Harun Farocki zur strukturellen Dimension von Macht der feministischen Position der österreichischen Grafikerin und Malerin Florentina Pakosta gegenüber. Auch diese Ausstellung wurde verlängert und läuft nun bis 24. Mai 2021. Die seit Oktober 2020 laufende Marina-Faust-Retrospektive wird man bis 5. April sehen können, auch die kleine Fotobuch-Schau In Real Life.

Der Fotograf und Sammler Christian Skrein besitzt eine der bedeutendsten und größten privaten Fotosammlungen von internationalem Format in Österreich, Arbeiten vom 19. Jahrhundert bis in die 1980er-Jahre. Einen großen Überblich anhand von dreihundert Werken verspricht die Schau Tell Me What You See.

Ein Grenzgänger zwischen den Künsten ist David Tudor (1926-1996). Zunächst als einer der führenden Pianisten und Interpreten zeitgenössischer Musik ab den 1950er-Jahren wahrgenommen, vollzog er in den 1960er-Jahren den Wandel zum Komponisten-Performer. Unter dem Titel Teasing Chaos. David Tudor präsentiert das Museum der Moderne Salzburg die erste umfassende Darstellung von Tudors Pionierleistung auf dem Gebiet der Live-Elektronik und seines interdisziplinären Wirkens.

Kollaborationen.

Die britische Künstlerin Ellen Harvey wird mehrere Wochen mitten in der Ausstellung The Disappointed Tourist ihr Atelier beziehen und die Besucher beim Arbeiten zuschauen lassen. Deep Time heißt eine Schau mit Künstlerfotos von Marion Kalter. Heimo Zobernig. Das grafische Werk will anhand von Beispielen aus Bibliothek, Archiv und Sammlung die Auseinandersetzung des österreichischen Künstlers mit den sprachlichen und visuellen Bedingungen des künstlerischen Publizierens. Ein mehrteiliges Ausstellungsprojekt soll Gordon Matta-Clark gelten. Er entwickelte ab den späten 1960er-Jahren Ansätze für eine fundamentale Kritik von Architektur.

Seit Sommer 2019 dienen unter dem Titel Kunst im Lift die Monitore des Mönchsberg-Aufzugs dem Museum der Moderne Salzburg als erweitertes Ausstellungsfenster. Ab Februar 1921 zu sehen: Arbeiten von Peter Land, Carola Dertnig, Ferhat Özgür, Robert F. Hammerstiel und Kurt Kren. (MdM/dpk)

www.museumdermoderne.at
Bilder: Museum der Moderne / Yinka Shonibare CBE, Courtesy der Künstler und Wolverhampton Art (1)

 

 

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