HELLBRUNN / MUSEUM THE SOUND OF MUSIC
16/09/25 Wir geben zu: Der Spatenstich für das Sound-of-Music-Museum in Hellbrunn gestern Montag (15.9.) hat uns ungefähr so wenig gekratzt wie das Filmmusical die Durchschnittsösterreicher. Eeeedelweis ist halt doch nicht unsere Bundes-, geschweige denn Landeshymne. Da bleiben wir beim Braun der heimatlichen Scholle und überlassen für gewöhnlich die Musicalmelodien gerne dem Rest der Welt.
Von Reinhard Kriechbaum
Aber zur Sache, die ja hinlänglich bekannt ist: In denkmalgeschützten Nebengebäuden des Schlosses Hellbrunn – dem ehemaligen Tierwärterhaus, dem Jägerhaus und der Remise – wird das Museum The Sound of Music eingerichtet, Eröffnung soll im nächsten Jahr sein. Diese Gebäude werden dafür generalsaniert und entsprechend adaptiert. Die neu ausgestatteten Räumlichkeiten sollen künftig Ausstellungen sowie einen Shop beherbergen. Unter den aktuellen Kultur-Großinvestitionen von der Festspielhaus-Erweiterung bis zum Salzburg-Belvedere im Neugebäude der Residenz nehmen sich die Investitionen in den unverwüstlichen touristischen Lockvogel Sound of Music mehr als bescheiden aus. 3,8 Millionen Euro netto, das geht für Stadt und Land quasi aus der Portokasse.
Dass es gut ist, ein einschlägiges Museum am Ort zu haben, ist unbestritten, schließlich kommen sehr viele Leute aus dem angloamerikanischen Raum, aber auch aus Asien, nicht wegen Mozart nach Salzburg. Auch nicht wegen des Skifahrens und auch nicht wegen des Bergwanderns. Sie kommen, weil sie Sound of Music rund um Weihnachten ungefähr so leidenschaftlich inhalieren wie wir Die Fledermaus zu Silvester. Das künftige Museum dürfte ein Selbstläufer sein, der Aufwand von ein paar Millionen Euro wird von der Umwegrentabilität gewiss weit übertroffen.
Wir werden uns schon daran gewöhnen, dass das weiße Lusthäuschen, in dem zwei markante Szenen des Musicals gedreht wurden, künftig kein Pavillon, sondern ein Gazebo ist. Noch nie dieses sonderbare Wort gehört? Man kann es in Englisch-Wörterbüchern nachschlagen. Mit Laube, Pavillon, Gartenhäuschen oder Salettl kann man es übersetzen. Die englische und internationale Kundschaft wird Gazebo schon richtig deuten. Aussprechen tut man's gəˈzi:bəʊ, das sollten wir uns gut merken. Amerikaner sagen eher gəˈzi:boə.
Der Film-Pavillon, der früher beim Schloss Leopoldskron stand und vor langer Zeit schon nach Hellbrunn übertragen wurde, soll als Gazebo quasi der Einstieg für den Museumsrundgang sein. In einem Nachbau werden die Besucher dann drei originale Filmszenen sehen können. In der Remise wird es um die Geschichte des Filmklassikers gehen, von der Autobiografie der Maria von Trapp über deutsche Vorläuferfilme bis zur Broadway-Uraufführung 1959 und dem Dreh in Salzburg und Hollywood 1964, die Filmpremiere 1965, die Oscar-Verleihung 1966 bis zur heutigen Verbreitung des Films.
Der Museumsbereich im Jägerhaus zeigt dann die Bühnen-Geschichte des Musicals und erzählt die reale Geschichte der Familie von Trapp – Biografien, Musik, Emigration, Neuanfang in den USA und ihr kulturelles Erbe. Im ehemaligen Tierwärterhaus schließlich werden Infodesk, Kassa und Museumsshop Platz finden. Kuratoren der Schau sind Peter Husty und Matthias Bergsmann.
Das Schloss Hellbrunn, 1613 bis 1615 unter Fürsterzbischof Markus Sittikus wurde als Lustschloss mit den berühmten Wasserspielen errichtet. Die Torhäuser – Teil der Ausstellungsräumlichkeiten des neuen Museums - sind seit 1619 urkundlich erwähnt, wurden um 1670 erweitert und später mehrfach umgebaut. Da ist Denkmalschutz ist natürlich ein Thema. „Um alle Ausstellungsbereiche barrierefrei erreichen zu können, sind eine neue Stiege sowie ein Lift geplant. Um den denkmalgeschützten Charakter der Innenräume zu erhalten, wird versucht Dielenbretter, Ziegelsteine oder Marmor weitestgehend zu erhalten.“ erklärt der für das städtische Bauwesen zuständige Vizebürgermeister Kay-Michael Dankl. „Die kuratorische Betreuung durch das Salzburg Museum garantiert eine inhaltliche Tiefe und Qualität, die diesem besonderen Ort gerecht wird“, so Bürgermeister Auinger bei der Spatenstich-Feier am Montag (14.9.).
Bilder: Stadt:Salzburg/Rocio Escabosa (1); Salzburg Museum/EIDOS (1)
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