SALZBURG MUSEUM / FUND

17/06/25 Man könnte das Ding auf den ersten Blick auch für ein Relikt einer alten Wasserleitung halten. Da waren hölzerne Rohre nicht ungewöhnlich. Aber eine Holzkanone? Das nun genauer untersuchte bäuerliche Schießwerkzeug könnte das älteste seiner Art in ganz Europa sein.

Es ist auch deutlich mehr als ein getuntes Pusterohr. Derartige improvisierte Waffen wurden von den aufständischen Bauern beim Beschuss der Festung eingesetzt – noch heute zeugt eine beschädigte rotmarmorne Säule im Goldenen Saal von deren erfolglosen Versuchen, den Widerstand der Verteidiger zu brechen. Bereits 1536 erwähnte der päpstliche Nuntius Cornelius Ettenius Holzkanonen als Beutestücke in den Zeughäusern der Festung.

„Die Kanone hat wahrscheinlich nur deshalb auf der Festung überlebt, weil sie aus Holz ist“, erklärt der Restaurator Maximilian Bertet. „Alle metallenen Geschütze wurden nämlich schon im Jahr 1800 vor dem Anrücken der französischen Truppen eingeschmolzen.“

Das Objekt fand bereits 1851 seinen Weg in die Sammlung des Museums. Lange wurde angenommen, dass die Kanone im 19. Jahrhundert angefertigt worden war, ähnlich einer Holzkanone aus dem Tiroler Volksaufstand von 1809. Erst als sich Maximilian Bertet näher mit dem Objekt befasste, konnten entscheidende neue Erkenntnisse gewonnen werden. Mit Hilfe modernster naturwissenschaftlicher Methoden gelang dem Restaurator, dem geheimnisvollen Exponat seine historischen Geheimnisse zu entlocken: Eine aufwändige CT-Analyse bot nicht nur faszinierende Einblicke in die Konstruktion und Fertigungstechnik, sondern datierte die Kanone auf die Zeit um 1500.

Ein einzigartiges Relikt aus den Wirren des Salzburger Bauernkriegs also. Der Historiker Andreas Zechner, zeigt sich beeindruckt: „Die Holzkanone ist eines der wenigen Objekte aus dem Salzburger Bauernkrieg, die die Zeit überdauert haben.“ Und Christian Flandera, Leiter des Festungsmuseums, freut sich über ein weiteres Highlight. In Erinnerung an den Salzburger Bauernkrieg vor fünfhundert Jahren wird das spektakuläre Objekt nun erstmals auf der Festung Hohensalzburg öffentlich präsentiert. Ein ergänzendes Video erklärt die Untersuchungen zur Datierung und auch die Funktionsweise der Kanone. Die Forschungen haben freilich auch ergeben: Abgefeuert wurde sie nie. (Salzburg Museum / dpk-krie)

www.salzburgmuseum.at
Bilder: Salzburg Museum / Eram Khan