asdf
 

Wofür man ihn liebt

FESTSPIELE / JUAN DIEGO FLÓREZ

29/08/29 Eigentlich hätte es diesmal ein Canto lirico mit deutlich südamerikanischem Einschlag werden sollen, denn für das Konzert am Sonntag (29.8.) Nachmittag war als Begleitung ein Jugendorchester aus Juan Diego Flórez' peruanischer Heimat angekündigt.

Von Reinhard Kriechbaum

Gelegenheit, kurz die sechs Festspielwochen zu rekapitulieren: Schlimm scheint's auch in diesen Covid-19-Zeiten nicht zu sein mit Reiseeinschränkungen für Künstlerinnen und Künstler. Es waren ganz wenige Besetzungsänderungen notwendig. Das lag natürlich auch an der von vorneherein vorsichtigen Programmplanung.

Juan Diego Flórez also ohne Jugendorchester, dafür in vertrauter Begleitung seines Leib- und Seel-Pianisten Vincenzo Scalera. Und die Gitarre für den Zugabenteil hätte Flórez vermutlich so oder so eingepackt. Das Große Festspielhaus erwartungsgemäß voll und alle voller Erwartung auf tenoralen Schmelz und Spitzentöne, die viele wohl am liebsten mit dem Schmetterlingsnetz einfangen möchten. In einem Fall – einem Stück aus Rossinis weniger bekannter Oper Semiramide – brach der Beifall schon nach dem Spitzenton der Cavatina aus, die dem eigentlichen Bravourstück voran geht. Der Text der anschließenden Cabaletta war nämlich im Programmheft auf der Strecke geblieben. Wie soll man sich da auskennen als Sänger-Eventpublikum ohne Ohren? Diese Arie La speranza più soave ist übrigens gespickt mit Koloraturen. Diese meistert Flòrez immer noch ziemlich unangestrengt, wenn auch durchaus mit Bedacht im Detail. Der 48jährige hat eine solide Technik, das kann also schon noch ein paar Jährchen gut gehen so.

Der einleitende Schubert-Block – An Sylvia, An die Musik und Ständchen – wäre verzichtbar gewesen: Das ist nicht Flórez' Welt, Schuster bleib bei deinem Leisten. Statt dessen hätte man gerne nicht nur zwei, sondern alle sechs Ariette da camera von Vincenzo Bellini gehört. Es sind dankbare Miniaturen, die alles bereit halten, was man am romantischen Belcanto schätzt. Oper im Kammerformat eben. Ein ganz feines Stück von Bellini ist auch La ricordanza, die Schwärmerei eines sich an eine wohl sehr gelungene Nacht erinnernden Liebhabers.

Sonst die für Flórez und seine Lieder- und Arienpasticcios übliche Zusammenstellung (Rossini, Verdi, Puccini, Tosti), aber mit durchwegs weniger Geläufigem: Verdis Rezitativ und Arie des Gaston Je veux encore entendre ta voix aus Jérusalem etwa oder das gedankentrübe Torna ai felici di aus Puccinis Le Villi – das konnte Flórez getrost ans Ende stellen, denn dann kam sowieso gleich erst der Hocker und dann der Sänger mit Gitarre aufs Podium: drei Lieder en suite gleich, genug Zündstoff für überbordenden Jubel, der weitere Zugaben, dann wieder mit Klavierbegleitung, nach sich zog.

Bilder: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli

 

 

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014