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Aus der Salzburger Unterwelt

FESTSPIELZENTRUM / GRUNDSTEINLEGUNG

09/05/25 Schon beeindruckend, wenn man in dem riesigen Bauloch steht, das sich hinter der Pferdeschwemme auftut. Dort, wo man sich früher Festspielkarten geholt oder auf einen Kaffee und Niemetz-Kokoskuppeln zusammengesetzt hat. Heute Freitag (9.5.) wurde dort der Grundstein fürs neue Festspielzentrum verlegt.

Von Reinhard Kriechbaum

Man sieht viel von der Salzburger Unterwelt. Seeton heißt das sandartige Schwemmmaterial, das unmittelbar an das Konklomeratgestein (Nagelfluh) auf der Bergseite heranreicht. Die Altvorderen haben schon gewusst, warum sie den Schüttkasten auf dieses Nagelfluh-Fundament gesetzt haben. Eine der Herausforderungen war, so konnte man zwischen Schüttkasten und Pferdeschwemme erfahren, die Absicherung der historischen Bausubstanz, also  zum Bürgerspital auf der einen und zur Freskenmauer der Pferdeschwemme auf der anderen Seite. Dicke Rohre laufen nun quer und schräg über die achteinhalb Meter tiefe Baugrube. Das sind keineswegs Wasser- oder Fernwärmeleitungen. Die Rohre geben den Betonschalungen Halt, die ihrerseits die alten Mauern stabilisieren. Sie kommen dann wieder weg.


Unterirdisch entsteht an diesem Platz ein Saal. Er wird nach jenem Mäzen benannt, der das Festspielzentrum privat finanziert, dem Unternehmer Hans-Peter Wild. Überirdisch wird man ein gläsernes Gebäude sehen. Von einem einladenden „Festspielzimmer“ spricht der Architekt Stefan Marte, der den Wettbewerb für sich entschieden hat. Das einst einfach an die Mauer der Pferdeschwemme hinten angebaute Gebäude (der Niemetz) sei „zu banal“ erschienen für ein imageträchtiges Unternehmen wie die Festspiele, so der Architekt sinngemäß.

Nun ist man also im Souterrain tätig – dort, wo der Tradition gemäß der Grundstein gelegt wird für das große Ganze. Dafür hat man ein Geviert in der bereits betonierten Fundamentplatte frei gelassen, und dort hinein kam eine 1,2 Tonnen schwere Betonkiste. Darin eingelegt in einem Schutzkoffer: ein Schatzkistchen, das ein Miniaturmodell des Festspielzentrums enthält. Außerdem hat man ein Faksimile des Don Giovanni beigelegt. Sollten Archäologen dereinst, nach welcher Katastrophe auch immer, dort mal schürfen, werden sie vielleicht die Jahrhunderte durcheinanderbringen, denn die Oper entstand 1787, das Festspielzentrum eben jetzt. Päpsten gibt man der besseren Datierbarkeit wegen aktuelle Münzen mit ins Grab. Aber hoffen wir, dass dann, wenn's für die Archäologen ein Thema wird, die kleine Unschärfe von 238 Jahren nicht mehr wirklich eine Rolle spielt. Sie werden jedenfalls aus dem Bodenfund ganz richtig schließen können, dass die Salzburger Festspiele auch etwas mit Mozart am Hut hatten.

Jetzt sind mal alle, allen voran Festspielpräsidentin Kristina Hammer, dem Anlass entsprechend begeistert: dass man ganz unten ist und dass es fortan mit dem Bau wieder nach oben geht. „Große Freude wäre untertrieben“, so die Präsidentin. Es wird übrigens auch auf der anderen Straßenseite, beim Festspielhaus-Seiteneingang, gerade wüst gegraben. Einige Gäste bei der Grundsteinlegung durften sich vom Kran hochheben lassen und die Baustelle aus luftiger Höhe begutachten. Eine schöne Perspektive, wie das entstehende Festspielzentrum überhaupt.

Wenn man den Auskünften der Baufachleute glaubt, wie sensibel und heikel das Ausheben und Absichern der rechteckigen, durchaus übersichtlich wirkenden Baugrube gewesen sei, dann denkt man unwillkürlich drüber nach, ob der S-Link im Seeton unter der Altstadt wohl eine gute Idee gewesen wäre. Aber das ist ein ganz anderes Thema.

Bilder: dpk-krie

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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