Mund-Künste

STICH-WORT

12/04/18 Maultrommelspieler zupfen am immer gleichen Metallfederl – und warum glaubt man trotzdem, verschiedene Tonhöhen zu hören? So ähnlich, nur in grummelnden Tiefen, spielt sich die Sache beim Didgeridoo ab.

Beim Didgeridoo spielen Mundbewegungen, Atemtechnik und Stimmeffekte eine Rolle. Aber im Grunde geht es um Obertöne. So wie beim Jodeln, das keineswegs eine Besonderheit der indigenen Bevölkerung in den Alpen ist: Auch die Pygmäen in Australien tun's, und die Samen weit über dem Polarkreis ebenfalls. Letztere sagen „Joiken“ dazu.

„Jedes Jahr am 16. April, dem World Voice Day, ermutigen Stimmspezialisten weltweit Frauen und Männer, Jung und Alt, sich mit ihrer Stimme zu beschäftigen und aktiv zu werden, um sie zu verbessern bzw. gesunde Gewohnheiten zu entwickeln“, erklärt der Salzburger Stimmarzt Josef Schlömicher-Thier.

Der Stimmen-Spezialist, der als Festspielarzt nicht selten mit Spitzensängern zu tun hat, wenn sie stimmlich mal nicht ganz auf gewohnter Höhe sind, ist derzeit auch Lektor am Departement Sprachwissenschaft der Universität Mozarteum. Er wird am Samstag (14.4.) im Bösendorfersaal der Universität Mozarteum die Veranstaltung „Mouth-Arts“ moderieren. In dieser Veranstaltung zum internationalen Tag der Stimme wird es umd das Obertonsingen gehen, um die Maultrommel, um das Beatboxen und natürlich ums Jodeln.

„Mouth-Arts“ wird vom Austrian Voice Institute zusammen mit dem Department Musikwissenschaft der Universität Mozarteum ausgerichtet. „Es soll ein Vormittag mit Erklärung der physiologisch-akustischen Voraussetzungen dieser Künste mit praktischer Performances sein, wodurch das Mysterium dieser Künste für alle Besucher verstehbar und erlebbar dargestellt wird“, so Schlömicher-Thier.

Einer der buntesten Vögel in der Reihe der Referenten ist der Deutsche Wolfgang Saus, der seinen Vortrag „Vom Oberton zum Belcanto“ betitelt. Damit ist sein musikalisches Umfeld beschrieben. Eigentlich war der Bariton Opernsänger (und hauptberuflich Chemiker), dann hat er sich faszinieren lassen von der Welt der Ober- (und Unter-)Töne. „Die überwältigend neuen Klangmöglichkeiten, die Obertöne vor allem dem Ensemblegesang erschließen, sind in Klassik-Kreisen noch kaum bekannt“, erklärt Wolfgang Saus.

Christian Recklies ist so etwas wie die Wiener Ausgabe von Bobby McFerrin. Nur dass Recklies vielleicht noch mehr Tricks drauf hat, seinen Körper zum Klingen zu bringen. „Human Beatbox“ heißt sein Vortrag. Die Beatboxer nutzen ja auch ebenfalls gerne Oberton-Techniken.

Auch Anna-Maria Hefele, die am Salzburger Orff-Institut studiert hat, ist Obertonsängerin aus Leidenschaft. Sie referiert sie über „Das Mysterium der Obertöne“. Sie ist Obertonsolistin in verschiedenen Ensembles, wie „Supersonus- The European Resonance Ensemble“, "The Lady & The Cat", "Kammerchor I Vocalisti" und im „Orchester der Kulturen“. Wolfdietrich Janscha wird die Tonerzeugung auf der Maultrommel erklären und Martin Fuchsberger das Jodeln. Das Thema Obertöne wird also aus verschiedensten Richtungen betrachtet.

„Mouth-Arts“ - Samstag (14.4.) von 10 bis 13 Uhr im Bösendorfersaal der Universität Mozarteum - Info und Anmeldung - Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! www.austrianvoice.at
Bilder: dpk-krie (1); www.oberton.org/wolfgang-saus (1);  www.anna-maria-hefele.com (1)