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Almkanal

STICH-WORT

altVon Christina Repolust

07/07/10 Sie lachen, sie tragen ihre Luftmatratzen am Weg des Almkanals vorbei und sie grüßen mich freundlich, wenn sie an meinem Platz am Almkanal vorbeischwimmen. Wenn ich selber ins Wasser springe, schauen sie ein wenig irritiert, aber sehr wohlwollend. Sie, die Jugendlichen. Genauer: die Jugendlichen am Almkanal.

Ich sehe sie Richtung Kronstätter Straße gehen, ohne Müll. Im Wasser hinterlassen sie auch keine Ölspuren, sondern gute Laune und Erinnerungen an die eigene Jugend. Im Schwimmbad in Lienz, Tiroler Nussöl hieß die Schmiere, die mich allein beim Auftragen ein wenig brauner machen sollte. Es war heiß und wir erzählten uns unsere Träume, dann gingen wir uns ein Eis holen und promenierten bei den neu eingerückten Soldaten vorbei, die hier schwimmen lernen mussten. Promenieren kannten wir als Wort nicht, aber wir gingen zumindest anders. Vielleicht sahen wir wie Enten aus, aber das war uns damals egal. Wir kicherten laut und schrill, wir waren jung.

Jugendliche machen Lärm und verursachen Müll. Beides stimmt vermutlich, wie es auch für die ÖVP-Stadtriege stimmen mag, denn lachen vier ÖVP-PolitikerInnen, ist das ja auch nicht leise. Aber Jugendliche müssen leise lachen, sagen zwei Mitglieder des Stadtparlaments.  Und keinen Müll machen, fordert Stadträtin Schmidt. Frau Schmidt! Mit „Küberl“ - und seien es auch fünf - ist wirklich keine Abhilfe geschaffen. Größere Mistkübel wären ein ernstes Angebot an die jungen Menschen, die sich hier treffen, reden, in die Luft schauen und schließlich wieder hinan zur Kronstätter-Straße schlendern, um sich durch den Almkanal wieder zurück auf ihren Badeplatz treiben zu lassen.

Ich sitze dort mit meinem Kaffee, biete manchen Vorbeigleitenden einen Rastplatz an und bekomme immer höfliche Antworten. Wie viele Tage im Jahr ist Beach-Time am Almkanal? Wann hat es 2010 zu regnen aufgehört? Wann wird es gleich wieder kalt und trist in Salzburg und dann auch entlang der Trauerweiden am Almkanal? Wie viele Tage im Jahr werden Menschen, Anrainer, von Lärm belästigt?

Jugend - Lärm - Schmutz - Stadtpolitiker - Ermahnung - Domestizierung: Das sind Reizwortgeschichten für mich in einer Zeit, bei jede zweit Schimpftirade mit „Jugend“ übertitelt sein muss. Warum könnte es nicht so gehen: Anrainer reden direkt mit den jungen Menschen, es gibt Mistkübel in ausreichender Zahl und dann regnet es leider auch schon wieder.

Die Stadtpolitiker lösen Olympia (da ging's ja wirklich ganz, ganz leise zu) und bringen Erwachsenen bei, wie man über Poller fährt: so wie unter Schranken durch nur verkehrt rum. Verstanden? Und die, die die Poller austricksen wollten, waren keine Jugendlichen.

Mark Twain zu lesen ist kein Ersatz für den Almkanal. Lausbubengeschichten zu genießen bedeutet, Verantwortung für die Jugendlichen am Almkanal zu übernehmen: Ja, ich will Lausbuben hier und auch ihre weibliche Form - freche, aufgeweckte junge Frauen und Männer oder Buben. Verdammt, wie geht es, Lausbubengeschichte halbwegs intelligent zu gendern? Der Almkanal ist keine Tanzschule, hier geht es nicht um Etikette, sondern um  Ausgelassenheit und  Freiheit.

 

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