Wann, wenn nicht jetzt?

STICH-WORT

05/06/20 Helga Rabl-Stadler bleibt Festspielpräsidentin. Dass man darüber rede, wurde ja schon nach der letzten Kuratoriumssitzung öffentlich. Und ganz ehrlich: Niemand würde Helga Rabl-Stadler zutrauen, dass sie als Kapitänin ein sinkendes Schiff verlasse.

Von Reinhard Kriechbaum

Die Festspiele sinken zwar nicht, aber der Seegang ist hoch. Trockenen Fußes wird man den verkürzten Festspielsommer heuer nicht überstehen. Zu groß sind die Einschränkungen, was die Zahl der aufgelegten Karten und damit des Publikums betrifft. Die gewohnt hohe Eigenfinanzierung ist in diesem Sommer nicht zu erreichen.

„Helga Rabl-Stadler bekundet ihre Bereitschaft zur Vertragsverlängerung bis 31. Dezember 2021“, teilt Landeshauptmann Wilfried Haslauer als gesetzlicher Vertreter des Salzburger Festspielfonds heute Freitag (5.6.) mit. „Alle Mitglieder des Kuratoriums der Salzburger Festspiele begrüßen diese persönliche Entscheidung der Festspielpräsidentin.“

Eigentlich wollte Helga Rabl-Stadler mit Abschluss des 100-Jahre- Jubiläums der Salzburger Festspiele ausscheiden. Nun werden aber große Teile des vorgesehenen Programms bei den nächstjährigen Festspielen nachgeholt – das heißt, eigentlich gilt es zwei Sommer hindurch Jubiläum zu feiern. „Das Vertrauen des Kuratoriums und die wunderbare Zusammenarbeit mit Markus Hinterhäuser und Lukas Crepaz machen es mir leicht, meine ursprünglichen Pläne zu ändern. Ich stehe gerne bereit, um das 100-Jahr-Jubiläum auch noch nächstes Jahr zu begleiten.“

„Dass ausgerechnet 2020 eine Pandemie eine Neuaufstellung und die Verschiebung des Jubiläumsprogramms von 2020 auf das Jahr 2021 erforderlich macht, war für niemanden vorherzusehen. Helga Rabl-Stadler hat in den vergangenen 25 Jahren als Präsidentin die Salzburger Festspiele geprägt, ein Jubiläumsjahr ohne sie ist für mich kaum vorstellbar“, betont Wilfried Haslauer. Der Landeshauptmann weist auch darauf hin, dass ein Ausschreibungsverfahren nötig ist. Dass dieses für die Langzeit-Präsidentin ausgeht, steht wohl außer Zweifel.

„Etwas Besseres kann den Festspielen gar nicht passieren“, so reagiert der für Kultur zuständige Vizebürgermeister Bernhard Auinger. Es sei „einzig und allein der Festspielpräsidentin und ihrem hervorragendem Team zu verdanken, dass die Jubiläumsfestspiele heuer unter schwierigsten Voraussetzungen kulturell hochwertig und wirtschaftlich vertretbar stattfinden können. Die Festspiele leisten damit nicht nur einen großen Beitrag für die Wirtschaft im gesamten Bundesland Salzburg, sondern haben damit auch für die gesamte Kulturlandschaft in Österreich Bedingungen geschaffen, unter denen wieder kulturelles Schaffen möglich ist. Ich bin überzeugt, ohne die Hartnäckigkeit und den Weitblick der Präsidentin wäre es nicht zu diesen Lockerungen im Kulturbereich gekommen.“

Bild: Land Salzburg / Neumayr – Leopold
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