„A echta Pinzga Zaun“

STICH-WORT

13/10/20 Wenn die EU Geld zuschießt zu einem Leader-Projekt, so möchte man meinen, es geht um Grenz-Überschreitung, ums Niederreissen von Zäunen. Nicht immer. Leogang wird zum „Zaundorf“, meldet die Landeskorrespondenz. Und das eben ganz wesentlich mit EU-Mitteln.

Von Reinhard Kriechbaum

Abgrenzungen also rund ums kloane Hoamtl, ein Blick nicht über, sondern auf den Garten- und Weidezaun: ein leichter „Schräg“, ein dichter geflochtener „Hag“ und ein „Pinzgauer Zaun“: Die traditionelle Kunst des Zaunbauens kann ab sofort in Leogang bewundert werden. Dort werden im Ortszentrum und entlang der wichtigsten Straßen rund siebenhundert Laufmeter historischer Umzäunung errichtet. Die Zäune werden von geübten und routinierten Handwerkern aufgestellt, die das Wissen des Zaunbaus nach historischem Vorbild von der vorherigen Generation erlernt haben.

Mit diesem Leader-Projekt will man altes Kulturgut zurück ins Ortsbild und damit ins Gedächtnis der Menschen bringen. Die Abgrenzungen dienten ja seit jeher zur Einfriedung des Besitzes, zum Schutz der Herde, des Ackerlandes oder der benachbarten Weide. „Sie können in der Folge aber auch an Grenzen erinnern und wie wir selber damit umgehen oder wie weit wir schauen. Die Bedeutung geht jedenfalls über jeden Ortskern hinaus“, so Landesrat Josef Schwaiger bei einer Besichtigung dieser Tage. „Holzzäune gehören zu den ältesten Zeugnissen unserer bäuerlichen Kultur.“

63.000 Euro soll das Zaunprojekt in Leogang kosten, die Förderung beträgt 37.800. Davon trägt die EU mit 30.240 Euro achtzig Prozent, Bund und Land beteiligen sich auch.

Und was wird eingezäunt? Es sollen Blumenwiesen „aus 100 Prozent österreichischem Saatgut“ angelegt werden, heißt es. „Dies trägt zur Schaffung des Lebensraums für Bienen und Insekten bei und ist von hoher ökologischer Bedeutung“, so Landesrat Schwaiger.

Wer etwas über bäuerliche Salzburger Zäune erfahren möchte, ist übrigens im Salzburger Freilichtmuseum gut aufgehoben: Dort gibt es im Kellbauern-Getreidekasten sogar eine Spezialausstellung zumThema alte Zaunformen. Die Schaukästen wurden 2019/20 überarbeitet, in Modellform kann man die Zäune betrachten – und bei einer Wanderung im Freigelände entdeckt man sowieso heimische Holzzäune zuhauf.

Das Salzburger Freilichtmuseum hat heuer sogar über Allerheiligen hinaus, bis 8. November geöffnet – www.freilichtmuseum.com
Bilder: Landesmedienzentrum (1); Salzburger Freilichtmuseum (1)