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Glücksfanal

STICH-WORT

01/12/20 Es sind Auszeichnungen, die erst seit kurzem vergeben werden: Die Oper! Awards wurden 2019 von der Fachzeitschrift Oper! initiiert. Gestern Montag (30.11.) wurden – online versteht sich – die Salzburger Festspiele als bestes Festival und die Wiener Philharmoniker für ihre diesjährigen Auftritte bei eben diesen gekürt.

Von Reinhard Kriechbaum

„31 abgesagte Konzerte seit April 2020, keine Opern­vorstellungen mehr, und dann am 1. August ein Wiederhören mit großem Knall und Modell­charakter: Elektra-Premiere bei den Salzbur­ger Festspielen unter Franz Welser-Möst. Was für eine Kraft, was für ein Signal für die geknebelte Opernwelt!“ So wird in der zur Preisvergabe erschienenen kleinen Broschüre über die Wiener Philharmoniker geschwärmt. „Konsequent ge­testete Musiker erkämpfen sich als eigenes Kollektiv ihr Spielrecht ohne Sicherheits­abstände“, heißt es weiter. Hier sei es „spürbar um alles“ gegangen. „Einen Abend später legten sie noch einmal nach mit der ebenfalls grandiosen Produkti­on von Mozarts Così fan tutte unter Joana Mall­witz.“

Die Wiener Philharmoniker stehen also für ihr Salzburg-Engagement in Corona-Zeiten als bestes Orchester auf der Liste. Die Oper! Awards werden in zwanzig Disziplinen vergeben, die Auswahl treffen angesehene deutsche Musikjournalisten. Mit ihrer Entscheidung fürs beste Festival lenken sie gleich nochmal den Blick auf Salzburg. So klingt die Eloge im Wortlaut:

„Kunst sei 'ein Himmelskörper für sich', so der Gründungsvater Max Reinhardt – aber einer, der 'sein Licht von der Welt der Wirklichkeit' bezieht. Mit der Wirklichkeit der Corona-Pandemie konfrontiert, bauten die Salzburger Festspiele dieses Motto in diesem Jahr aus. Sie er­klärten Kunst zum 'Lebensmit­tel und Lebenssinn'. Schoben die Entscheidung zur Absage auf bis zum letztmöglichen Probenbeginn. Investierten dann alles in die Mög­lichmachung. Die dreißig Kurz-Festspiel-Tage in Salzburg wurden so zum Glücksfanal und zu einem Lichtbringer für den gesamten Kulturbe­trieb: Da geht noch was, trotz alledem!“ Laudatorin war Eleonore Büning, bis 2018 Redakteurin der FAZ.

Ansehnlicher Input also für den Lokalpatriotismus hierzulande, der umso begründeter ist, als die Musikjournalisten mit der Opernbranche durchaus streng ins Gericht gingen: Am Ende der Lobes-Liste findet sich nämlich auch der Punkt „Größtes Ärgernis“. Als solches empfanden die Fachleute die „Fantasielosigkeit und passive Opferhaltung der Opernhäuser in der Pandemie“ und stellten ihnen die Rute ins Fenster:

„Mit dem Kopf im Sand durch die Krise. Das war leider das Bild, das viele Opernhäuser vor allem zu Beginn der Pandemie abgaben. Während künstlerische Antworten auf die Einschränkunge des Spielbetriebs von erstaunlicher Fantasielosigkeit, ja Dürftigkeit zeugten, gab der Umgang mit verdienstvollen Künstlern, aber auch mit anderen freiberuflich tätigen Protagonisten des Opernlebens einen Blick auf erschreckende Abgründe frei. Nicht wenige hochsubventio­nierte Häuser richteten sich bequem in der Opfer­rolle ein und forderten die Solidarität von Politik und Gesellschaft, die sie selbst gegenüber ihren verdidenstvollsten Mitarbeitern nicht auch nur im Ansatz zeigten.“

Die Oper! Awards sind der einzige ausschließlich diesem Metier geltenden Branchenpreis in den deutschsprachigen Landen. Eine Glückssträhne übrigens für die Salzburger Festspiele: Sie wurden 2019 von „Musical America“ zum Festival of the Year gewählt. Außerdem sind sie bei den Opera Awards 2013 in London als Bestes Opernfestival ausgezeichnet worden.

„Der Preis macht uns Mut für das, was uns noch bevorsteht, und soll auch allen anderen Mut machen, die in einer ähnlichen Situation waren und sein werden“, so Intendant Markus Hinterhäuser.

Bild: Salzburger Festspiele / Anne Zeuner

 

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