asdf
 

Zuhören

STICH-WORT

14/10/10 „Märchen ist für mich Kommunikation. Miteinander reden. Einer steht auf und erzählt eine Geschichte. Das ist alles. Kein Kostüm, keine Maske, kein Bühnenbild und keine aufwändige Lightshow", sagt Folke Tegetthoff. Aber auch das Zuhören will gelernt sein.

altDer Märchenerzähler Folke Tegetthoff ist derzeit in Salzburger Schulen unterwegs und sensibilisiert die Kinder das Zuhören. Dem Land Salzburg ist das eine Förderung von 10.000 Euro wert. "Einfach nur zuhören ist für viele Menschen keine leichte Übung", sagt LH Gabi Burgstaller. "Deshalb ist die steigende Unfähigkeit, einander zuzuhören, eines der größten Probleme unserer Gesellschaft. Betroffen sind das Privatleben, die Geschäftswelt, das öffentliche Leben und auch die Schule. Bei Kindern und Jugendlichen sind ‘nicht gehört werden‘ und ‘nicht zuhören können‘ Quellen für Leistungsschwächen, auffälliges Verhalten und Gewaltbereitschaft."

Folke Tegetthoff selbst hält ja die Arbeit mit Erwachsenen für beinah wichtiger als jene für Kinder. "Denn die seelische Verwahrlosung, eine ständig steigende Unkonzentriertheit, übermäßiger Konsum von TV und Computerspielen bei unseren Kindern, ist auf die wachsende Unfähigkeit zur Kommunikation unter den Erwachsenen zurückzuführen." Die Erwachsenen also sollten "die Kunst des Erzählens und des Zuhörens wieder erlernen, um sie dann an ihre Kinder weitergeben zu können.“

Für die "Schule des Zuhörens", die Tegetthoff in zehn Pflichtschulen in Salzburg, setzt man eben bei künftigen Erwachsenen an. Die Sache soll nicht graue Theorie bleibern, sondern in lebendig formulierten Lebensgeschichten münden. In den Workshops fordert Folke Tegetthoff seine Zuhörer auf, das Gehörte im Alltag umzusetzen. Die Kinder sollen Eltern, Großeltern und Nachbarn animieren, ihre Geschichte zu erzählen. Und die Geschichten sollten auch aufgeschrieben und ins Internet gestellt werden, in ein "Archiv der Geschichte".

Eine der Schulen, wo Folke Tegetthoff sein 100-Minuten-Programm präsentiert, ist die Hauptschule Maxglan: 65 Schülerinnen und Schüler der ersten Schulstufen nehmen daran teil. Sie haben auch die Broschüre "Die Schule des Zuhörens" bekommen und außerdem Karten für die Teilnahme am Wettbewerb "Komm erzähl, ich hör dir zu!"

Daraus also soll ein eigenes Projekt der "Schule des Zuhörens" entstehen. Die besten Geschichten, aber auch die Klassen und die Schulen mit den meisten Einsendungen sollen dort vorgestellt und prämiiert werden. Auch ein Buch könnte entstehen.

Das Märchen ist für Folke Tegetthoff ein literarisches Genre, das "von seinen Klischeebildern befreit werden" müsse. Es sei weder "herzige Unterhaltung für die Kleinen", noch eine "unerreichbare Traum-/Wunschwelt": "Es ist keine Flucht aus der Wirklichkeit, sondern Sehnsucht nach der Wirklichkeit." (LK/dpk-krie)

Bild: LPB/Neumayr/MMV

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014