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Karajan in Wachs

STICH-WORT

altVon Horst Reischenböck

22/04/11 Die Zeiten haben sich geändert. Als Herbert von Karajan die Osterfestspiele leitete, prangten in den Auslagen der Geschäfte Bilder und Werbeplakate der Schallplattenfirma, um werbewirksam auf die zeitgleich erhältlichen Neuproduktionen aufmerksam zu machen. Wer nach Sir Simon Rattle Ausschau hält, wird hingegen vergeblich suchen.

Dazumal waren’s aber auch noch prestigeträchtigere und auch unverwechselbare Geschäfte in der Einkaufsmeile, die mittlerweile internationalen Labels, vor allem aber touristischen Ramschläden Platz machten. Letztere sperren immer wieder mal auf und nach kürzerer Frist auch wieder zu. Jüngste Beispiele das frühere Schuhgeschäft am Kranzlmarkt oder der übergreifend auf beide Seiten der Judengasse überdimensional ausgeweitete Ostereierladen, der nun auf eine einzige kleinere Örtlichkeit zurechtgestutzt wurde.

Dafür gibt’s ein neues, absolutes Negativbeispiel an der Ecke zum Waagplatz hin. Erst kürzlich schloss dort das renommierte Lederwarengeschäft Stranner seine Pforten, und husch machte sich an derselben Stelle schon wieder ein Andenkenladen der schlimmsten Sorte breit. Als Gipfel der Geschmacklosigkeit ist dort in der Auslage Herbert von Karajan als lebensgroßes Wachsmodell platziert, offensichtlich Resteverwertung des von Publikum kaum angenommenen und deswegen auch schon längst wieder geschlossenen Wachs-Museums neben Mozarts Geburtshaus. Der Witwe Eliette dürfte es noch gar nicht aufgefallen sein.

Eigentlich eine Schande: Salzburg und vor allem dem Andenken Karajans – man mag zu ihm stehen wie man will – unwürdig! Damit dokumentiert sich nicht nur Gedankenlosigkeit, sondern zeigt auch, wes Geistes Kind der Betreiber ist.

 

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