asdf
 

Theater-Fußball-EM

STICH-WORT

altVon Reinhard Kriechbaum

28/04/11 Wer glaubt, dass es bei einer Theater-Fußball-EM – ja, so etwas gibt es wirklich! – um ein freundschaftliches Treffen von Intellektuellen mit Faible zu ästhetischer Beinarbeit handelt, der wurde vor gar nicht so langer Zeit eines Besseren belehrt.

Damals, 2009, war man in Hamburg zusammengekommen. Im Finale haben plötzlich die Gegner, bemerkenswerterweise beide aus Italien, komplett drauf vergessen, dass sie eigentlich die Kultur auf dem Fußball-Banner führen. Zwischen Ravenna und der Mailänder Scala kam es kurz vor Schluss, beim Spielstand 3:0, zu einer handfesten Schlägerei auf dem Feld. Die fünfhundert Zuseher waren fassungslos, beide Teams wurden wegen unsportlichen Verhaltens und Disziplinlosigkeiten vom Wettbewerb disqualifiziert. Der lachende Dritte wurde im Nachhinein Theater-Fußball-Europameister, das Team von der Berliner Staatsoper Unter den Linden.

Vielleicht weist man ja deshalb in einer Aussendung des Schauspielhauses Graz darauf hin, dass der „fair play Gedanke im Vordergrund“ stehe. Nun ist es nämlich wieder so weit. 27 Teams aus ganz Europa, bestehend aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verschiedenster Theater und Kulturinstitutionen, kommen an diesem Wochenende (30.4./1.5.) in Graz zusammen. Es ist schon die 43. Theater-Fußball-Europameisterschaft, zum ersten Mal findet sie in Österreich statt. Die letzten Austragungsorte waren Lyon, Hamburg und Essen. Dort hat zuletzt das National Theater Maribor gewonnen und damit wäre diese Stadt als Austragungsort der diesjährigen EM ausersehen gewesen, aber die Slowenen haben darauf verzichtet. So kam das nahe Graz zur Ehre. Zugelassen sind Theatermannschaften mit maximal vier Gastspielern.

Kein Salzburger Theater hat offenbar überregionalen Fußball-Ehrgeiz. Wien ist mit Staatsoper, Burgtheater und Volksoper gut aufgestellt. Das Teatro Principal de Zaragoza hat den weitesten Anreiseweg.

Falls wieder Italiener die Nase vorne haben sollten und es zu einem Krieg der Theaterleute kommen sollte: La Fenice (Venedig), La Scala (Mailand), die Arena di Verona, das Ravenna Festival, das Mailänder Teatro degli Arcimboldi und das Teatro Regio di Turino kämen diesmal infrage für einen teatralen Showdown auf dem Rasen, der die Welt bedeutet.

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014