Die traurige und doch auch wieder nicht so traurige, weil gerecht gelöste Misere in ein paar Sätzen, zur Erinnerung: Amalie Redlich, ermordet in der NS-Zeit, war die Besitzerin des Klimt-Gemäldes „Litzlberg am Attersee“. Über die manchmal dunklen Kanäle des Kunsthändlers Friedrich Welz ist das Bild in die Bestände des Rupertinums, des jetzigen Museums der Moderne, gekommen. Als die Sache ruchbar wurde und der rechtmäßige Erbe und nunmehrige Besitzer, ehemals ein kleiner Angestellter in einem Fotogeschäft in Montreal, via Anwalt die Restitution verlangte, hat man in Salzburg nicht lange um den heißen Brei herumgeredet.
Innerhalb eines halben Jahres war die Sache gelaufen, ein geradliniger, ehrlicher Weg ohne Finten und Verzögerungen: Nach ein paar „Besichtigungs-Wochen“ als offizieller Verabschiedung von dem bisherigen Prunkstück der Sammlung ist das Bild auf die Reise über den Großen Teich gegangen.
Jetzt kann man es wieder öffentlich anschauen: Im aktuellen Auktionskatalog von Sotheby’s New York. Am 2. November kommt es dort unter den Hammer, als Los Nummer sieben. Schätzwert? Den schreibt man, im Gegensatz zu den Losen drumherum, gar nicht erst dazu. Die anderen Bilder, Zeichnungen und Skulpturen können sich ja auch sehen lassen: Eine Tänzerin und eine Pferdeplastik von Degas, ein Mädchenbild von Renoir, ein Picasso, ein Dali, ein Man Ray, und so weiter und so fort. Auf bis zu sieben Millionen Dollar wird eine Antibes-Vedute von Monet geschätzt. Warten wir ab, in welche Höhen "Litzlberg" lizitiert wird, am Abend des Allerseelentages.
Fürs Museum der Moderne ist nun Wasserturm statt Attersee angesagt, und das kommt so: Der Anwalt des rechtmäßigen Besitzers und dieser selbst – er heißt Georges Jorisch, ist knackige 83 Jahre alt und der Enkel der Amalie Redlich – waren höchst angenehm überrascht, wie ehrlich und ohne Verzögerungs-Finten eine solche Restitution über die Bühne gehen kann. Auch wenn das Herz jener blutet, die es hergeben müssen. Deshalb wird sich Georges Jorisch erkenntlich zeigen und einen Scheck über 1,3 Millionen Euro ausstellen. Dieses Geld soll investiert werden, um den Wasserturm zu renovieren und dem Museum nutzbar zu machen (zum Beispiel für die Museumspädagogik). „Amalie Redlich Turm“ werde das Gebäude künftig heißen, kündigte MdM-Direktor Toni Stooss schon im Frühjahr an.
„Räume für die Kunstvermittlung/Museumspädagogik, für Seminare und Workshops mit Kindern und Erwachsene, Büroräume, ein Künstleratelier, all das fehlt dringend im Museum der Moderne auf dem Mönchsberg“, erklärt man dazu im MdM. Es existiere „im gesamten MdM Mönchsberg kein Raum der einzig und allein für diese Zwecke vorgesehen wäre.“ Der Wasserturm, der aussieht wie ein historistisches Märchenschloss ist seit Jahren ungenützt. Bis dato war kein Geld für die Renovierung vorhanden. Erste Ideen und Pläne liegen für den Amalie Redlich-Turm vor. „Das Team des MdM Salzburg freut sich darauf, den kunstinteressierten BesucherInnen damit mehr Begleit- und Vermittlungsprogramm zu den Ausstellungen anbieten zu können“, so die Pressedame des MdM Christine Forstner, gegenüber dem DrehPunktKultur.