Die DNA der Mona Lisa

STICH-WORT

11/08/13 Anderswo sind keine Festspiele, und die Politiker sind auf Urlaub (außer jenen, die in Österreich auch sommersüber wahlkämpfen). Drum müssen die Nachrichtenagenturen in Zeiten wie diesen so richtig packende Themen aus dem Hut zaubern. Mona Lisa ist fast so beliebt wie Nessie.

Von Reinhard Kriechbaum

162lso berichteten italienische Medien und die Kathpress: Italienische Forscher wollen das Skelett der „Mona Lisa“ identifizieren. Am Freitag (9.8.) öffnete man in der Basilika Santissima Annunziata in Florenz das Grab der Kaufmannsfamilie del Giocondo. Die Experten um den Forscher Silvano Vinceti hoffen, über eine DNA-Probe die Verwandtschaft zwischen den dort Bestatteten und einem Skelett im nahe gelegenen Sankt-Ursula-Kloster zu finden. Im Kloster stehen die sterblichen Überreste von acht Nonnen zur Auswahl. Eine davon sollte „La Gioconda“ sein.

Lisa Gherardini, die Leonardo da Vinci nach allgemeiner Annahme porträtierte, war die Ehefrau des Seidenhändlers Francesco del Giocondo. Ihre letzten Lebensjahre hat sie im Kloster verbracht und ist dort beerdigt worden. Falls die Verwandtschaft zwischen einem der Frauen-Skelette im Kloster und den Überresten eines der Kinder der Lisa Gherardini in der nun geöffneten Gruft nachgewiesen werden kann, ist nach Vincetis Ansicht die „Gioconda“ endgültig identifiziert. Es gibt nämlich auch andere Thesen, was die Identität der Dame angeht.

Die Untersuchung der aus den Knochen gewonnenen DNA könne ein Jahr dauern. Das ist praktisch. Dann ist ja wieder Sommer und Saure-Gurken-Zeit. Es gibt überhaupt tolle Optionen: Ist erst einmal das Skelett als „La Gioconda“ bestimmt, könnten Forensiker dran gehen, aus dem Schädel ein Porträt zu rekonstruieren. Deutsche Kriminalisten haben das 1991 am Beispiel des vermeintlichen Mozart-Schädels versucht. Wird es gelingen, auf die Lippen einer solchen Rekonstruktion das legendäre Lächeln zu zaubern?

Leonardo da Vinci (1452-1519) malte das Bild um das Jahr 1503. Später kam das Gemälde in den Besitz des französischen Königs Franz I. Seit Ende des 18. Jahrhunderts ist es im Louvre in Paris ausgestellt. Sein Geldwert wird laut Kathpress auf rund eine Billion Euro geschätzt – aber das ist in etwa so nebulos wie die Zahl der Nullen, die eine Billion ausmachen. Wir mathematisch Unbegabten  versuchen gleich gar nicht, Ziffern hinzuschreiben.

Wenn jedenfalls eine Gesichtsrekonstruktion gelänge (wovon in den Agenturmeldungen ohnedies noch nicht die Rede ist), wird man ganz genau auf den Gesichtsausdruck achten müssen. Der nachmaligen Nonne mag das Lächeln ja in der Klausur vergangen sein. Solches ist schon vorgekommen. Und falls sie doch lächelt: Kann Leonardo da Vincis Gemälde dann überhaupt mithalten? Da sind gleich mal ein paar Nullen von der Billion futsch.