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Distel

STICH-WORT

05/09/14 Dem Schriftsteller Bodo Hell verdankt der Schreiber dieser Zeilen die Kenntnis einer Delikatesse: Bodo Hell ist ja sommersüber Senn am Dachstein. Bei einem Besuch griff er zum Messer, zerlegte fachgerecht eine Distel und bot sie zum Verkosten an.

Von Reinhard Kriechbaum

Damit nun auch pingeligen Botaniker nicht motzen: Die verkostete Pflanze heißt „Silberdistel“ und ist eine Art Wildartischocke. Drum kann man sie essen und drum heißt sie auch „Jägerbrot“. Almwanderer begegnen ihr auf Schritt und Tritt. Die eigentlichen Disteln heißen mit dem Gattungsbegriff „Carduus“, und dann gibt es noch die Kratzdisteln (Cirsium), wieder eine andere Art.

Mit den echten Disteln haben nur Insekten mit langen Rüsseln ihre Freude, denn die rötlichen Blüten sind eng und man kommt nicht so leicht an den Nektar. Schmetterlinge sieht man häufig an Distelblüten naschen, etwa den Kleinen Fuchs und das Tagpfauenauge. Schon deren Raupen haben ein Faible für „gefährliche“ Pflanzen: sie fressen ausschließlich Brennnesseln.

Auch als „Unkräuter“ diskreditierte Pflanzen haben also eine äußerst wichtige Funktion in heimischen Ökosystemen. Unsere heimischen Tagfalterarten sind heute durchwegs gefährdet, da es an geeigneten Lebensräumen wie artenreichen Waldräumen oder extensiven Freiflächen mit Pflanzen wie den Disteln mangelt. Zu den charakteristischen Besuchern von Disteln gehören übrigens auch verschiedene Vogelarten wie der Stieglitz oder Distelfink, der die Samen der Disteln als Nahrung schätzt.

Die besonders attraktive, in den Salzburger Bergen vorkommende wollige Kratzdistel (Cirsium eriophorum) ist eine im Bundesland Salzburg teilweise geschützte Pflanzenart. Solche Pflanzen dürfen weder ausgegraben noch in einer über einen Handstrauß hinausgehenden Menge gepflückt werden. Alle Tagfalterarten sind im Bundesland Salzburg vollkommen geschützte Tiere. Sie dürfen also beispielsweise nicht gefangen oder gar getötet werden. Besser sie beobachten, wenn sie die Disteln besuchen. Mit Sicherheitsabstand, versteht sich.

Bilder: Landesmedienzentrum (1); dpk-krie (2)

 

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