01/04/10 Groll klingt besser als Zorn und Ärger. Groll klingt nachhaltiger als Wut, die Kurzzeitreaktion. „Ich hege einen tiefen Groll gegen“ zeigt, dass Groll gerne ein Adjektiv als Begleitung hat. Auch lässt er sich nicht wie „Wut“ in „wütend“ und „Ärger“ in „ärgerlich“ von dem gestandenen Substantiv in ein niedliches „grollig“ verwandeln. Groll hat Stil. Außerdem klingt Groll beherrscht und zielgerichtet. „Ich bin wütend auf ...“ klingt wie ein zu lang gekauter Kaugummi, ohne Widerstand, zu häufig gesagt. „Ich habe ja so eine Wut auf...“, das dürfen Teenager sagen, dabei müssen sie sich die Haare aus dem Gesicht streichen. Wut erinnert mich auch an das Geräusch der früher an die Wand geschmissenen Kaffeeschalen. Mit Inhalt, einmal war der Kaffee sogar mit Milch und Zucker versetzt.
Groll ist ein gesetzter Herr. Das ist etwas anderes, als ein gestandener Mann zu sein. Groll dosiert sich selbst. Er grollt nicht 24 Stunden, er grollt, wenn er sich für angebracht hält. Hass ist ihm fremd, den Ärger hört er an der Türglocke wütend klingeln und die Wut hat gerade wieder die Tür zugeschmissen. Groll lächelt. Das kann er auch.
Du, Groll, mein Groll, wenn wir die Präposition „auf“ - Mein Groll auf - weglassen, haben wir Zeit für ein Gespräch. Eine Espressotasse kurz. Die Wut ist auf Kur, der Hass in Therapie. Groll, wie ist dein Vorname?