STICH-WORT
02/05/25 Von heute (2.4.) an wird die Staatsbrücke eine Woche lang mit zwölf besonderen Fahnen geschmückt. Alles rot-weiß-rot, aber in sehr verschiedenen Mustern. Es ist nicht so, dass der Flaggen-Näher Stoffreste aufgearbeitet hat. Die Flaggen gelten dem Kriegsende vor 80 Jahren und sind das Ergebnis eines Kunstwettbewerbs.
Gewonnen hat diesen Wettbewerb die Salzburger Künstlerin und Designerin Theresa Hattinger. Ihre Entwürfe Republik Raster wurden nach öffentlicher Ausschreibung unter 49 Einreichungen von Motiven, die an das Kriegsende 1945 und die Gründung der Zweiten Republik erinnern sollen, einstimmig von einer Fachjury ausgewählt. Die Jury zeigte sich insbesondere von der klaren Gestaltung und der stimmigen grafischen Umsetzung überzeugt.
LH-Stv. Stefan Schnöll betont: „Das 80-Jahre-Jubiläum ‚Freiheit-Frieden-Demokratie‘ nehmen wir zum Anlass, um diese Symbolkraft der Flagge mit der positiven kreativen Energie der Kunstschaffenden zu vereinen. So schaffen wir nicht nur ein würdiges Andenken, sondern setzen zugleich auch ein starkes Zeichen der Zuversicht und machen unsere Werte sichtbar.“
Rund um den 5. Mai, den ersten Tag nach Ende der Nazi-Diktatur, häufen sich logischerweise die Gedenkveranstaltungen. Das Personenkomitee Stolpersteine hat in den vergangenen zwei Monaten unter dem Motto Salzburg glänzt 517-mal dazu aufgerufen, die in den Boden eingelassenen Gedenksteine von Nazi-Opfern aufzupolieren. Auf der Webseite kann man sich anhand vieler Vorher/Nachher-Fotos davon überzeugen, dass der Aufruf nicht ins Leere gegangen ist.
Am Gedenktag selbst lädt das Personenkomitee Stolpersteine zu einer Veranstaltung, die dem Camp Marcus W. Orr – umgangssprachlich Lager Glasenbach genannt – gilt. In diesem amerikanischen Internierungslager, dem größten auf österreichischem Boden, wurden zwischen 1945 und 1948 rund 20.000 Nationalsozialisten, Funktionsträger des NS-Regimes, Angehörige der Wehrmacht und der SS und Kriegsverbrecher von der US-Besatzungsmacht inhaftiert. Der Historiker Peter Eigelsberger (aktuell für die Dokumentationsstelle im Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim verantwortlich) hat sichgemeinsam mit dem Leiter des Salzburger Landesarchivs, Oscar Dohle, intensiv mit der Geschichte des Lagers und der gescheiterten Entnazifizierung befasst. Ein Teil der ehemaligen Insassen des Lagers, die „Glasenbacher“, gelten ja als Begründer des rechtsgerichteten Dritten Lagers in der österreichischen Politik nach dem Zweiten Weltkrieg (Verband der Unabhängigen, später Freiheitliche Partei Österreichs). Es lohnt wohl, da genauer hinzuschauen.(LK/Dachverband/dpk-krie)
Vortrag Peter Eigelsberger: „Salzburg nach der Befreiung: Das Lager Camp Marcus W. Orr (Lager Glasenbach)“, am 5. Mai um 18 Uhr im Theater im KunstQuartier
Die aufpolierten Stolpersteine – www.stolpersteine-salzburg.at
Bild: Land Salzburg / Stefan Mayer