STICH-WORT

10/07/25 Das reichlich düstere Gemälde steht jetzt am Nordende des Tanzmeistersaals in Mozarts Wohnhaus. In eine Decke gehüllt und mit einer Tuchent im Rücken sitzt Mozart da. Er macht eine ausgreifende Dirigierbewegung. Bald wird seine letzte Stunde gekommen und das Requiem unvollendet liegengeblieben sein.

Von Mihály von Munkácsy (1844 bis 1900) stammt das Ölgemälde Mozarts letzte Augenblicke. Es gehört der Generali Österreich, die es kürzlich den Mozart Museen der Stiftung Mozarteum als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt hat. Munkácsy gilt als einer der bedeutendsten Historien- und Genremaler Ungarns. Er war ein Vertreter des romantischen Realismus und schuf rund sechshundert Gemälde – darunter Interieurs, Genre- und Salonbilder, Landschaften und Stillleben, biblische Szenen und Porträts.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts etablierte sich zunehmend die Mozart-Ikonographie, vor allem das Thema Requiem war in der Historienmalerei als Huldigung an den jung verstorbenen Komponisten weit verbreitet. Auch Mihály von Munkácsy griff dieses Motiv auf: Mozarts letzte Augenblicke entstand 1884 als Vorstudie für sein Gemälde Mozart dirigiert einen Tag vor seinem Tod die erste Aufführung seines Requiems im Jahr 1791, das 1886 entstand. Dieses Bild erfreute sich großer Beliebtheit, bis heute kursieren Reproduktionen durchschnittlicher Qualität in Form billiger Drucke von Stichen des Originalgemäldes.

Mihály von Munkácsy entstammte einer damals bereits seit zweihundert Jahren in Ungarn ansässigen bayerischen Familie. Seinen Geburtsnamen Michael Leo Lieb änderte er später aus Verbundenheit zu seinem Geburtsort in Mihály Munkácsy. Er studierte 1865/1866 an der Wiener Akademie der bildenden Künste (bei Carl Heinrich Rahl) und hielt sich anschließend in München (1866), Paris (1867) und Düsseldorf (1868) auf. Von 1871 bis 1897 lebte er als gefeierter Maler in Paris und stellte dort regelmäßig im Pariser Salon aus. Durch seine Heirat mit der wohlhabenden Baronin Cécile de Marches 1874 stieg er in höhere Gesellschaftsschichten auf. Vier Jahre später wurde der Künstler selbst in den Adelsstand erhoben und residierte fortan als Malerfürst. In seinen letzten Lebensjahren hatte der Künstler mit massiven gesundheitlichen Beschwerden zu kämpfen, seinen Lebensabend verbrachte er Künstler in der Heilanstalt Endenich bei Bonn. (ISM/dpk-krie)

"Mozarts letzte Augenblicke" von Mihály Munkácsy ist im Mozart-Wohnhaus zu sehen – mozarteum.at
Bild: ISM