STICH-WORT

17/04/25 Gut die Hälfte der 52 Brunnenanlagen, die von der Stadt Salzburg betrieben werden, sind im Winter eingehaust. Vor Ostern werden sie „entkleidet“. Sie spenden ab sofort „reinstes Trinkwasser“, gab die Stadt gestern Mittwoch (16.4.) bekannt. Man darf sich also getrost getrauen, einen erfrischenden Schluck zu nehmen.

Von Reinhard Kriechbaum

32 Salzburger Brunnen sind denkmalgeschützt, von den bildhauerisch bedeutsamstem, dem Brunnen auf dem Residenzplatz und dem Marienbrunnen auf dem Domplatz, bis zum kleinen Löwenkopfbrunnen am immer noch verwaisten Fisch-Krieg-Gebäude auf dem Hanuschplatz. Weitere zwanzig kleinere Brunnen sind im Altstadtgebiet frei zugänglich. Es fließt also gar nicht so wenig (Trink)wasser in der Touristenmeile. Nicht zu vergessen auf die Fontänen auf dem Platzl oder dem Bahnhofs-Vorplatz, die nicht nur Kindern Spaß bereiten.

Einige Ortswechsel hat der "Wilde Mann" hinter sich. Dieser Brunnen gehört ja eigentlich auf einen Fischmarkt, denn er bekrönt den großen quadratischen Fischkalter, den wahrscheinlich der Dombaumeister Santino Solari entworfen und der Steinmetzmeister Martin Pfenninger aus Himmelreich ausgeführt hat. Der Wilde Mann, eine aus Kupferblech getriebene Plastik, stammt aus dem Jahr 1611. Wen genau die Brunnenfigur darstellt, wissen wir nicht – jedenfalls hütet der grimmige grünspanige Bursche das Stadtwappen – ein unmissverständlicher Hinweis auf das Recht der Stadt über den Fischmarkt.

Der ursprüngliche Ort des Fischmarktes war der „Löchlplatz“. Damit ist der Hagenauerplatz vor Mozarts Geburtshaus gemeint, mit „Löchl“ der Durchgang durch die ehemalige Stadtmauer zur Salzach hin. Als Anfang des 17. Jahrhunderts der Löchlplatz zu klein wurde, hat man den Fischmarkt an den Gries, den heutigen Ferdinand-Hanusch-Platz verlegt. Dort stand über die Jahrhunderte der damals neu errichtete Brunnen mit der Statue des Wilden Mannes.

1872 wurde der Fischmarkt vorübergehend wieder auf den Hagenauerplatz verlegt. Der Brunnen übersiedelte damals aber zu einem Kinderspielplatz neben der Felsenreitschule. Auch dort wurden zeitweise Fische verkauft. Als 1927 das erste (Kleine) Festspielhaus errichtet wurde, wanderte der Wilder-Mann-Brunnen ein Stück weiter zum damaligen furtwänglergarten und schließlich an senen heutigen Platz auf dem max-Reinhardt-Platz.

Das heutige Fisch-Krieg-Gebäude ließ die Stadtgemeinde Salzburg 1926 errichten, eben wieder für den Fischmarkt. Die Geschichte des Löwenkopf-Brunnens dort reicht fast so weit zurück wie jene des Wilder-Mann-Brunnens. Seit 1407 gab es im Kaiviertel, etwa dort wo heute Kaigasse, Chiemseegasse und Sebastian-Stief-Gasse zusammen kommen, ein öffentlichen Trinkwasserbrunnen. Diesen schlichten „Röhrlbrunnen“ peppte 1647 ein adeliger Hausbesitzer mit dem Löwenkopf auf. Auch der Löwenkopf ist dann an unterschiedliche Orte im Kaiviertel gewandert und schließlich unbeachtet irgendwo liegen geblieben, bis ihn die Stadtgemeinde erwarb und am damals neuen Fisch-Krieg-Gebäude anbringen ließ.

Trinkwasser war sowieso immer ein Thema in der Altstadt, mangels echter Brunnen in diesem Bereich. Wasser wurde ja durch den Almkanal, den Tunnel durch den Festungsberg und die verschiedenen Abzweigungen „zugeliefert“ – das älteste Wasser- und Energieversorgungssystem Mitteleuropas übrigens. 1136 bis 1143 wurde der 400 Meter lange „Stiftsarmstollen“ durch den Berg geschlagen. Der Müllner Arm reicht gar bis ins 8. Jahrhundert zurück.

Großer Sprung ins Heute: Fünfzehn Trinkwasserstellen (nur im Sommerbetrieb) zählt die Stadt Salzburg auf ihrer Website auf, und sie erinnert daran, dass man in Österreich keineswegs – und in Salzburg schon gar nicht – auf Wasser in Petflaschen angewiesen wäre. Man empfiehlt Stadt-Flaneuren, eigene Flaschen an den Trinkwasserspendern aufzufüllen. „Die neuen Würfel-Brunnen verbrauchen pro Jahr anstatt 150 jeweils nur etwa 3 bis 5 Kubikmeter – ein echter Quantensprung“, heißt es.

Und dann gleich noch ein Wink zum sparsamen und nachhaltigen Umgang mit dem kostbaren Nass und seinen gebinden. In Österreich würden 91 Liter Mineralwasser pro Kopf im Jahr konsumiert, vorwiegend aus Plastikflaschen. „Und Sie zahlen dafür hundert Mal mehr als für das Wasser aus der Leitung. Und schade, dass man extra zum Supermarkt fahren muss, zahlen muss, schleppen muss und hoffen muss, dass der Wasserabfüller trotz des Billigpreises hoffentlich auch nicht an der Innenbeschichtung gespart hat, damit das Wasser nicht mit aus der Flaschenwand herausgelösten Kunststoffmolekülen angereichert wird. Nach diesem Trinkgenuss landet die Flasche hoffentlich im Gelben Sack oder der Gelben Tonne, damit aus der Flasche noch was werden kann, zum Beispiel eine neue Plastikflasche oder eine anderes Kunststoffprodukt.“

Brunnen und Trinkwasserstellen in der Stadt Salzburg – www.stadt-salzburg.at
Bilder: Stadt Salzburg / Johannes Killer