STICH-WORT
30/04/25 Es gibt eine Zweig-Villa auf dem Kapuzinerberg, aber die ist – weil in Porsche-Privatbesitz – wohl auf alle Zeiten verloren für eine einschlägige Gedenkstätte. Die Zweig-Villa ist jetzt (und wohl noch eine gute Weile lang) nur wegen der unterirdischen Garagenzufahrt ein Thema.
Von Reinhard Kriechbaum
Stefan Zweig (1881-1942) hatte das Paschinger-Schlössl neben dem Kapuzinerkloster 1917 erworben, er wollte es sommersüber als ruhige Arbeitsstätte nutzen (damals war da noch nicht High noon in Salzburg). Aber von 1919 bis 1934 lebte er beständig hier.
Schon seit den 1950er Jahren war in Salzburg eine Zweig-Gedenkstätte im Gespräch. Nach der großen Stefan-Zweig-Ausstellung Für ein Europa des Geistes, die 1992 aus Anlass des 50. Todestages des Autors in Salzburg und anschließend in vielen Städten der Welt gezeigt wurde, verdichteten sich die Bestrebungen, am Ort eine dauerhafte Institution zu schaffen. Heinrich Schmidinger, damals Rektor der Universität, entwickelte schließlich gemeinsam mit den Vertretern von Stadt und Land einen Plan zur Begründung eines Stefan Zweig Centre Salzburg, das 2008 in der Edmundsburg eröffnet wurde. Also auf dem „falschen“ Berg gegenüber. Eine Übersiedelung in die Zweig-Villa wäre 2019 eine Wunschvorstellung gewesen, scheiterte aber am Geld. Wolfgang Porsche machte das Rennen.
Nicht nur im Zweig Centre widmet man sich Stefan Zweig. Auch das Salzburger Literaturarchiv, ebenfalls eine Einrichtung der Universität Salzburg, verwahrt ansehnliche Zweig-Bestände. Die haben in letzter Zeit durch zwei Erbschaften Zuwachs erhalten. Zweigs Nichte Eva Albermann, eine 95jährige Dame, hat rund fünfhundert Briefe eingebracht – Briefwechsel aus Zweigs Exilzeit in Großbritannien, den USA und Brasilien. Das ist für die Literaturwissenschaft ein kleiner Schatz, wogegen die andere Zuwendung, eine Biedermeier-Sitzgruppe aus dem Nachlass von Zweigs erster Ehefrau Friederike (die noch länger am Kapuzinerberg wohnte) weniger relevant ist. Immerhin stand sie in der Zweig-Villa.
Offenbar schon länger gärt die Idee, die beiden universitären Einrichtungen Zweig Centre und Literaturarchiv zusammenzuführen. Das habe schon der ehemalige Rektor Hendrik Lehnert auf der Agenda gehabt, heißt es. Sein Nachfolger Bernhard Fügenschuh setzt das nun um, wurde in einem Pressegespräch am Dienstag (29.4.) publik gemacht. Die Rede ist von einem Zweig Haus. Das soll auf längere Sicht mehr werden als ein das Fusionieren zweier Uni-Einrichtungen an einem gemeinsamen Ort (der Neuen Residenz im Bereich der Max-Gandolph-Bibliothek) Mitte nä#chsten Jahres. Aus dem Ein-Säulen-Saal soll ein Zweig-Schauraum und dieser wiederum ans Salzburg Museum angebunden werden. Das ist freilich noch eher leise Zukunftmusik. Alles dort ist zur Zeit ja Großbaustelle.
In dem Pressegespräch kam auch die ehemalige Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler zu Wort, die in Sachen Albermann-Schenkung als Fädenzieherin und Salzburg-Promoterin tätig war. Sie denkt weit über einen Schauraum hinaus. Ihr schwebt ein Stefan-Zweig-Zentrum vor, ähnlich dem Arnold-Schönberg-Center am Wiener Schwarzenbergplatz, einer musealen und wissenschaftlichen Einrichtung, die auch Konzerte, Symposien und dergleichen veranstaltet.
Bild: dpk-krie