Ein kleiner Disput unter Kultur-Freunden

DOKUMENTATION / LANDESKULTURBEIRAT

27/04/17 Das wurde aber ein netter kleiner Shiotstorm unter Insidern, nachdem gestern Mittwoch (26.4.) der Offene Brief in Sachen Literatur und neuem Landeskulturbeirat online gegangen bzw. rundgesendet worden war! Eine kleine Auswahl an Mail-Stellungnahmen aus den Reihen von Friedmanns Kollegenschaft.

Von Reinhard Kriechbaum

„Ich verstehe Deinen Ärger“, konzidierte der derzeitige Landeskulturbeirat-Chef und Schauspielhaus-Leiter Robert Pienz. Er wies aber darauf hin, „dass es den Machern des Clips wohl nicht darum gegangen ist, alle Bereiche des kulturellen Lebens zu nennen, sondern eher pars pro toto vorzugehen.“ Auch Architektur oder Kulturinitiativen seien beispielsweise nicht genannt. „Die Literatur wird selbstverständlich durch eine eigene Liste auf der Wahl vertreten sein.“ Und sehr dezidiert an die Adresse Friedmanns: „Ich bitte dich darum, den gerade begonnenen Prozess nicht allzu sehr zu belasten, sondern viel eher das Wesentliche und Verbindende zu sehen.“

Dazu spontan Walter Spielmann, Leiter der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen, zustimmend: „Ich sehe das das genauso und bin sicher, dass Tomas, der ja 'naturgemäß' die Anliegen der Literatur vorrangig im Blick hat, die Initiative um den 'Landeskulturbeirat neu' mitträgt und unterstützt.

Die eigentlichen Urheber des YouTube-Clips sind übrigens nicht im Büro von Landesrat Schellhorn beheimatet oder von diesem beauftragt: Das stellte Markus Weisheitinger-Herrmann (der Geschäftsführer von FS1) ebenso prompt klar: Das Werbefilmchen sei ganz „privat“ in Eigeninitiative von ARGEkultur-Leiter Markus Grüner, ihm selbst „und einigen sehr netten, Personen die sich freiwillig dazu gesellten“, entstanden. Und im übrigen: „YouTube ist weltweit offen und ALLE dürfen da Clips hochladen...“ Er, Markus Weisheitinger-Herrmann, „spreche hier auch für meine MitstreiterInnen, sehe mich niemand verpflichtet oder gar in der Schuld! Einen offenen Brief an den LKB und den Landesrat zu schicken ist sicher nett und die Leute freuen sich immer über eine Nachricht: Aber sorry - wer redet hier mit wem über was?“

Erwartungsgemäß kann Tomas Friedmann die Argumentation von Weisheitinger-Herrmann „leider nicht teilen“. Das Vergessen auf die Literatur würde nicht besser dadurch, dass auch Architektur, Jugendkultur etc. fehlen. „Fehler können passieren, man darf und muss sie – ohne dass damit irgendein Prozess belastet werden würde – aufzeigen und kritisieren. Das ist demokratisch und dem (neuen) LKB würdig. Und schließlich kann man den Videoclip wohl überarbeiten. Und wenn nicht, dann ist mit dem offenen Brief vielleicht ein paar Menschen klar geworden, dass 1. diese Wahl stattfindet und 2. die Literatur oftmals gerne vergessen wird.“

Im übrigen findet Tomas Friedmann den Clip „grundsätzlich gut“. Trotzdem: „Wenn Zeit ist, Medienkultur und Medienkunst aufzuzählen, dann wäre wohl auch Platz für Literatur gewesen.“ Und im übrigen sei das Wort „sudern“ ist ganz und gar nicht angebracht. „Damit versucht man in Österreich höchstens gern kritische Meinungen abzutun.“

Fazit: Die anlaufende, sehr wichtige Wahl zum neuen Landeskulturbeirat hat an Dynamik gewonnen, und vielleicht manch einen aufmerksam gemacht. Auch nicht schlecht.

Zum Offenen Brief von Tomas Friedmann Reklamation! Die Literatur fehlt!
Zur Meldung Jeder kann, viele sollen sich einbringen