Bloß nicht mit Kultur anpatzen

KOMMENTAR

rkVon Reinhard Kriechbaum

22/04/13 Im Landtagswahlkampf spielen Kulturthemen nicht nur eine untergeordnete, sondern gar keine Rolle. Wie auch? Schließlich ist da weit und breit – und in keinem politischen  Lager – auch nur irgendjemand, der signalisiert: „Die Kulturagenden politisch wahrnehmen, Landesrat für Kultur werden – das wär was für mich!“

Allgemeine und andauernde Diskussions-Fastenzeit in Sachen Kultur: Darüber klagt der Dachverband Salzburger Kulturstätten schon seit längerer Zeit. Das kann man nun den Politikerinnen und Politikern in die Schuhe schieben, die sich partout nicht erwärmen wollen für Kulturfragen. Man könnte des Spieß allerdings auch umdrehen und argumentieren: Es gibt weit und breit niemanden (eben mit Ausnahme der Dachverbands-Funktionäre), der die Kandidaten vor sich hertriebe und zu Stellungnahmen nötige.

Wer nicht alles aus der Kulturszene hat sich in Niederösterreich jüngst öffentlich zu Erwin Pröll bekannt! Demgegenüber – darauf wiesen Tomas Friedmann und Thomas Randisek vom Dachverband  heute Montag (22.4.) in einem Pressegespräch hin – herrscht in Salzburg Bekenntnis-Abstinenz. Kaum jemand aus der Kulturszene votiert für eine Kandidatin oder einen Kandidaten seines Vertrauens. Die Parteien ihrerseits werfen auch keine Netze aus im Kulturteich, um Sympathisanten zu fischen. Eine „gesunde Distanz“ der Kultur zur Politik – oder einfach Resignation oder Wurschtigkeit?

Tomas Friedmann, Literaturhaus-Leiter und Dachverbands-Vorsitzender, über die Politiker-Unlust: „Es sagt niemand: Ja, aus diesem Ressort mache ich etwas.“ Es wirke, als ob hierzulande niemand Kulturlandesrat werden, sich keiner mit der Kultur anpatzen wolle. „Diese defensive Haltung finde ich problematisch.“

Der Dachverband wünscht sich einen Ansprechpartner von anderem Schrot und Korn als David Brenner in den vergangenen Jahren. Ihm stellt der Dachverband kein gutes Zeugnis aus, bescheinigt Brenner zwar Gesprächsbereitschaft, aber: „Es gab in den letzten fünf Jahren in Salzburg keine Kulturpolitik, die diesen Namen verdient.“

„Wir wollen Kompetenz haben“, betont Tomas Friedmann, „jemanden, der sich wirklich auskennt“. Das sei auch angesagt, wenn es um die Kulturverwaltung im Land gehe: Öffentliche Ausschreibungen für Posten auf Führungsebene, einschlägige Qualifikation, zeitlich befristete Nachbesetzungen (etwa für fünf Jahre) – da könnte Kulturbeamte tätig sein, die Politikern im Ernstfall Paroli bieten könnten. Wenig Aufwand für eine deutliche Verbesserung der Diskussion.

Das ist alles schön gesagt. Es bleibt der schale Beigeschmack, dass Salzburgs Kulturszene – und das gilt für die großen Institutionen ebenso wie für die freie Szene – wenig Ambition zeigt, die kulturpolitische Diskussion am Köcheln zu halten. Es reicht nicht, die Angelegenheit an die Dachverbands-Leitung zu delegieren.

Und im übrigen: Die zweite Einrichtung, die Lobbyismus für die Kultur betreiben sollte, der Landeskulturbeirat, ist nach wie vor ausschließlich mit der Neupositionierung seiner selbst befasst. Man hat schon länger nichts gehört von dem Gremium, das es aber, wie man munkelt, schon noch geben soll.

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