„… oder spielen Sie schon Golf?“

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

17/02/16 „… oder spielen Sie schon Golf?“ Die Frage muss man künftig so stellen: „... oder spielen Sie schon Golf und gehen ins Konzert?“ – Aber Spaß beiseite: Wie sehr sich ein Publikum innerhalb weniger Jahre ganz entscheidend verjüngen und ein Veranstalter einen Imagewechsel vollziehen kann, dafür ist die Salzburger Kulturvereinigung ein unter Österreichs etablierten Konzertveranstaltern ziemlich einmaliges Beispiel.

In der Programm-Pressekonferenz heute Mittwoch (17.2.) wurden recht eindrucksvolle Zahlen auf den Tisch gelegt. Genau sieben Prozent des Jahresumsatzes, nämlich 156.000 Euro, ließ sich die öffentliche Hand (Stadt, Land, Bund und Tourismusförderungsfonds) die Kulturvereinigung kosten. Jede Eintrittskarte wird also mit läppischen 1,95 Euro gefördert. Weniger geht nicht. Und doch herrscht Aufbruchstimmung. Das Leitungsteam Josefa Hüttenbrenner (fürs Kaufmännische) und Elisabeth Fuchs (fürs Künstlerische) verbreiten extremen Frohsinn. „Wir können uns jetzt einen Yefim Bronfmann, einen Andres Orozco-Estrada leisten“, sagt Elisabeth Fuchs mit der ihr eigenen Begeisterung für die Sache.

Wie das klappt? Man hat die Philharmonie Salzburg und die Kinderfestspiele, beide total auf die Jugendarbeit fokussiert, quasi adoptiert in die Kulturvereinigung. Dadurch lassen sich mit musikalischem Fingerspitzengefühl und vernünftigem Marketing wunderbar Schnittmengen bilden.

Natürlich ist es immer noch so, das das vielerorts für tot erklärte Abonnementsystem die Kulturvereinigung nach wie vor am Leben erhält. Die drei Konzertzyklen im Großen Festspielhaus mit ihren über 4.200 Abonnenten und in Summe 44.000 Besuchern (89 Prozent Auslastung) sind immer noch das Kraftreservoir. Aber es gibt die Option zu Sechser- und Zehner-Wahlabos, Abonnements mit Partnern wie Landestheater, Schauspielhaus, Kinderfestspielen und neuerdings sogar eine Kooperation mit dem Museumsverein. Zu den 80.000 Kulturvereinigungs-Besuchern kommen noch 20.000 junge Menschen (Kinderkonzerte) und nochmal 400 aus dem Abo der Philharmonie Salzburg.

Da werden also im Lauf eines Jahres über 100.000 Leute auf Trab gebracht. In den Balkengraphiken nähern sich jene der „66+“-Besucher und der 46 bis 65jährigen an. Hinsichtlich des Bildungsstands verdienen die Werte „18 Prozent Lehrabschluss“ und „6 Prozent Pflichtschulabschluss“ immerhin einen Seitenblick.

Auch nicht uninteressant: 72 Prozent des Publikums kommen aus Stadt und Land Salzburg, wobei sich die Anteile beinah die Waage halten (54 Prozent Stadt, 46 Prozent Land). 14 Prozent des Kulturvereinigungs-Publikums ist im angrenzenden Bayern zu Hause, 11 Prozent in Oberösterreich, und sechs Prozent kommen von noch weiter her (Steiermark, Tirol).

All die Leute – die Jungen, jene mittleren Alters und die Älteren – wollen bei der Stange gehalten werden. Elisabeth Fuchs erzählt vom Anruf eines 83jährigen Abonnenten, der ihr nach einem Konzert mit modernem Tanz versichert habe, dass das auch Leuten seiner Altersklasse sehr gefalle.

Der Brückenschlag macht den derzeitigen Erfolgskurs also aus. Jener zwischen Golfspielern und Konzertgängern („Golf goes Concert“), zu dem Franz Beckenbauer ein Statement im Folder gegeben hat, ist nur eine Facette. Man bekommt da ein Golf-Wochenende und darf einmal ins Große Festspielhaus. Solche Strategien sind auch notwendig, weil 93 Prozent des Jahresbudgests von 5,2 Millionen Euro muss man ja selbst erwirtschaften.

Zur Saisonvorschau 2016/17 Lust machen soll es – und „berühren“ auf jeden Fall