KOMMENTAR
Von Reinhard Kriechbaum
17/09/25 Kann man von einer „Bombe“ sprechen, wenn jetzt – zuerst in den Salzburger Nachrichten – die Kunde laut wird, dass die Geldmittel des Landes nicht ausreichen für den geplanten Ausbau des DomQuartiers, genauer, für das geplante Besucherzentrum und das Archäologiemuseum in den Kellergewölben?
Offenbar hat diese politische Entscheidung die DomQuartier-Leiterin Andrea Stockhammer ziemlich überrumpelt. Im DomQuartier jedenfalls hat man bis Redaktionsschluss heute (17.9.) jede Stellungnahme zur Causa vehement abgelehnt. „Natürlich“ sei Andrea Stockhammer informiert gewesen, so die Pressedame. Aber keine Details. Jetzt seien mal klärende Gespräche angesagt.
Was das kulturelle Engagement betrifft, steht die letztverantwortliche Landeshauptfrau Karoline Edtstadler (für die Museen zuständig ist ihr Stellvertreter Stefan Schnöll) in übergroßen Fußstapfen ihres Vorgängers. Wilfried Haslauer hat sich in diesem Bereich sehr engagiert, was freilich auch bedeutet, dass er nicht wenige finanzielle Verbindlichkeiten hinterlassen hat. Langfristige Investitionen in gewaltiger Höhe stehen an für die Erweiterungen im Festspielbezirk, für die Salzburger Belvedere-Dependance, für die Besucher-Reorganisation im DomQuartier und, finanziell eher ein Apercu, für das Sound-of-Music-Museum. Da hat Wilfried Haslauer sich selbst Denkmäler gesetzt, gegen die das Mönchsberg-Museum seines Vor-Vorgängers Franz Schausberger geradezu minimalistisch anmutet.
Soll man nun, da die Gürtel enger zu schnallen sind und überall gespart werden muss, eine Hierarchie der Projekte aufstellen und ganz unten die Schere ansetzen? Die Festspiele haben kleinweise ihre Vorhaben schon zeitlich ausgedehnt, aber grundsätzlich hält man an den groß dimensionierten Plänen fest. Fürs Salzburg-Belvedere sind die Arbeiten schon im Gang, da ist der Spar-Zug abgefahren. „Sound of Music“ wird sich quasi von selbst wieder einspielen, ja einnahmemäßig durch touristische Mehr-Vermarktung hoch verzinsen.
Bleibt zum Sparen also nur noch das DomQuartier. Ob es wirklich ein Besucherzentrum sein muss? Ob es nicht eine etwas übersichtlichere Logistik bei der Besucherführung auch täte? Derzeit kann man an jedem Eck – beim Dommuseums-Eingang, in der Residenzgalerie, bei den Prunkräumen und unten im Hof-Eingang – Tickets kaufen. Das ist nicht unbedingt ein Nachteil. Dass es keinen wirklich großen Museums-Shop gibt, durch den man zwingend geleitet wird um Geld dazulassen, werden viele Besucher vielleicht sogar zu danken wissen.
Wirklich schade wäre es nur um das Archäologiemuseum. Um die museale Zurschaustellung der Stadt-Wurzeln im römischen Juvavum steht's im Moment nicht gut. Vielleicht wäre eine kostengünstige, auch kurzfristige unterirdische Lösung anzustreben? Ein weiterer Museumseingang, ein paar Treppen und ein kleiner Lift, auch ein WC im Kellerbereich der Alten Residenz wären vermutlich keine große Herausforderung, weder finanziell noch bautechnisch.
Eine Sache ist aus derzeitiger Perspektive ohnedies irreparabel: Dass das Salzburg Museum im Glockenspiel-Gebäude (Neugebäude der Residenz) gelandet ist und nicht im Toscanatrakt, wo jetzt die Juristen studieren, war eine historisch falsche Weichenstellung. Wäre das Salzburg Museum dort eingezogen, hätte Salzburg nun ein repräsentatives kulturhistorisches Gesamtmuseum, um das uns fast alle Städte vergleichbarer Kleinheit beneiden würden.