Die Zunge ist in aller Munde

FESTSPIELE / CLEMENS-HOLZMEISTER-STIEGE / LOKALAUGENSCHEIN

01/06/10 Die Betonbrocken sind beachtlich: „Die Stahlbewehrung der Stiege war so korrodiert, dass keine Festigkeit mehr garantiert war.“ Doch ab heute Dienstag (1.6.) ist die Clemens-Holzmeister-Stiege vom Toscaninihof hinauf auf den Mönchsberg wieder begehbar. Leider fehlt der Schlange noch immer die Zunge. Wer hat ein Bild von der Schlange?

Von Heidemarie Klabacher

altUnd auf den Beton für die Zunge ist es ihnen angekommen? Die riesige Schlange, die sich im oberen Bereich der Stiege ums Geländer windet, ist eines der charmanteren Details im monumentalen Holzmeister-Schacht. „Zauberflöten-Stiege“ wird die Stiege auch genannt, vor allem wenn man sie mit Kindern „besichtigt“. Leider haben Witterung oder Vandalen das riesige Reptil schon vor mehreren Jahren seiner Betonzunge beraubt. Und jetzt, nach der Renovierung, züngelt noch immer nichts.

„Wir wissen leider nicht, wie die Zunge ausgeschaut hat - ob es eine gespaltene Zunge war, oder nur eine einfache“, sagte Roland Tonino, der Baureferent der Salzburger Festspiele, auf die Nachfrage des DrehPunktKultur.

altMan dürfe bei einer Renovierung ja nur den „Bestand“ sichern und nichts Fehlendes ergänzen, von dem man nicht weiß, wie es „vorher“ ausgeschaut hat. Das erlaubt das Denkmalamt nicht. Natürlich - man habe im Bildarchiv der Festspiele gesucht und auch Bauzeichnungen und Holzmeister-Pläne studiert. Ohne Erfolg. Bis jetzt sei noch keine Abbildung der Schlange - respektive ihrer Zunge - aufgetaucht. Nicht nur DrehPunktKultur, auch andere Erstbesteiger der renovierten und wiedereröffneten Stiege haben sich bei der Pressepräsentation am Dienstag (1.6.) besorgt nach der Schlangenzunge erkundigt.

alt„Sie ist seitlich herausgehängt, glaube ich mich zu erinnern“, sagt die Tochter der DrehPunktKultur-Chefredakteurin auf dringende Anfrage. „Aber ob gespalten oder einfach…“

altDer Stiege selber fehlt jedenfalls nichts mehr: Nach mehrwöchiger Sperre ist die Verbindung vom Toscaninihof hinauf auf den Mönchsberg wieder begehbar. Die Sanierung war nötig, „weil die Statik der Stiege nicht mehr gegeben war“: „Die Stiege wurde im freiliegenden Bereich komplett neu aufgebaut, die statische Bewehrung neu konzipiert und nun im Gebäude des Bühnenturms verankert“, berichten die Experten. Die alten Granitstufen konnten zum Großteil wieder verwendet werden.

Die Gesamtkosten für die Renovierung von 150.000 Euro werden von den Salzburger Festspielen getragen, Zuschüsse der öffentlichen Hand gibt es nicht. Die Clemens-Holzmeister-Stiege wurde 1936 zugleich mit dem Bühnenturm des damaligen Festspielhauses errichtet und ist seither nicht verändert worden. Nur der Schlange wurde die Zunge „herausgerrissen“.

Bilder oder Informationen über die fehlende Zunge leitet DrehPunktKultur gerne an die Festspiele weiter.
Bilder: Andreas Kolarik / www.austria-pressefoto.at