Zwei Jahre weiterkurven auf der Glocknerstraße

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28/05/19 Nicht nur Salzburger und Kärntner Touristiker sähen die Großglockner Hochalpenstraße gerne im Rang eines UNESCO Welterbes. Eine Hürde: Bislang ist noch keine Straße so gewürdigt worden. Die Denkmalschützer denken und wägen ab – und brauchen Zeit.

ICOMOS International empfiehlt einen Aufschub von zwei Jahren, vor allem um eine Studie über „Scenic Roads im globalen Vergleich“ zu erstellen.Weiters wird die Ergänzung des Managementplans um konkrete Denkmalpflege-Anleitungen und Inventarisierungsmaßnahmen empfohlen.

Sogar für Straßenbetreiber ist Monitoring ein Thema. Das bestehende Management der Großglockner Hochalpenstraße auf Basis von anerkannten QM- und integrierten Management-Prozessen – „gemäß ISO 9001 und Umweltnorm ISO 14001“, heißt es in einer Aussendung von Dienstag Nachmittag (21.5.) – werden in der Expertenstellungnahme von ICOMOS International ausdrücklich gelobt. Auch die touristische Infrastruktur und die Bildungsarbeit kommt gut weg. Man gehe, umsichtig und vorausschauend mit dem Denkmal um und sei auch auf mögliche Besucheranstiege ausreichend vorbereitet.

„Die Empfehlung von ICOMOS International zur Erarbeitung vertiefter Informationen zum Nominierungsvorhaben sind sehr konkret. Dies ist für uns als Bewerber wichtig, denn damit steigen die Chancen für eine erfolgreiche Überarbeitung des Dossiers“, so Ruth Pröckl, UNESCO-Welterbekoordinatorin im Bundeskanzleramt.

Mit der UNESCO-Konvention zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt wurde 1972 das Prädikat „UNESCO-Welterbe“ geschaffen. Entscheidend für das UNESCO-Welterbe ist der „Außergewöhnliche Universelle Wert“. Über die Eintragung in die Welterbeliste entscheidet das jährlich einmal tagende UNESCO-Welterbe Komitee. Der Welterbestatus an sich stellt keinen zusätzlichen Schutz dar, sondern betont nur den international anerkannten Status der jeweiligen materiellen Stätte als „Erbe der Menschheit“. Auf dieser Liste finden sich unter anderem die Chinesische Mauer, der Tower of London, der Kölner Dom, das Schloss Versailles, Schloss und Gärten von Schönbrunn, auch die Kathedrale Notre-Dame, selbst ohne Dach.

ICOMOS ist die Abkürzung für „International Council on Monuments and Sites“, den Internationalen Denkmalrat. Die derzeit weltweit etwa 10.000 Mitglieder aus den weit gefächerten Fachbereichen der Denkmalpflege umfassende Institution, ist als NGO (nicht staatliche Organisation) aufgestellt.

Mit der Evaluation und Bewertung der Großglockner Hochalpenstraße wurde – aus Gründen der Unabhängigkeit und Transparenz – ICOMOS International mit Sitz in Paris (also nicht das österreichische Nationalkomitee ICOMOS Austria) beauftragt. 2017 hat man die Republik die Großglockner Hochalpenstraße als Welterbe nominiert. Dem ging die Unterschutzstellung nach dem Denkmalschutzgesetz voraus: Damit ist die Glocknerstraße nicht nur das größte, sondern mit 48 Kilometern auch das längste Denkmal Österreichs. (ots)

Bilder: Großglockner Hochalpenstraße / Christian Wöckinger