Höchste Zeit, die Kinder zu sehen

HINTERGRUND / SCHULSOZIALARBEIT

30/04/20 Die Schulsozialarbeit ist in den letzten Wochen nicht stillgestanden – auch wenn sie notgedrungen ins Internet verlagert werden musste. „Die Online-Präsenz auf Facebook, Instagram, Snapchat und so weiter ist für uns eine Eintrittskarte und dient zum Kontakthalten mit der Zielgruppe“, erklärt Spektrum-Geschäftsführer Thomas Schuster.

„Schulsozialarbeit ist deshalb so wichtig, weil sie einen präventiven Ansatz verfolgt, damit Konflikte erst gar nicht entstehen“, so Bildungs-Landesrätin Maria Hutter. Das Bildungsressort hat die Gelder für diese erfolgreiche Präventionsarbeit in den vergangenen Jahren verneunfacht. Ein weiterer Ausbau ist geplant. „Jeder Euro, der hier investiert wird, erspart uns hohe Folgekosten“, sagt Maria Hutter.

In Salzburg gibt es dieses Angebot seit mehr als zwanzig Jahren. In den vergangenen fünf Jahren fand ein massiver Ausbau statt. 27 Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter aus verschiedenen Organisationen sind an den Salzburger Pflichtschulen im Einsatz. 28 Schulstandorte werden von den 13 Fachleuten des Vereins Spektrum betreut. In den vergangenen sechs Wochen haben diese insgesamt rund 700 Schülerinnen und Schüler und mehr als 400 Eltern telefonisch beraten oder über Soziale Medien erreicht.

Spektrum-Geschäftsführer Thomas Schuster über die Tätigkeit seiner Kolleginnen und Kollegen in den vergangenen Wochen: „Die größten Sorgen und häufigsten Themen für die Schülerinnen und Schüler betreffen die (technische) Überforderung bei den Lerninhalten, Sorgen bei Übergängen von der Schule zum Beruf, Cyber-Mobbingfälle in WhatsApp Gruppen und Online-Spielen sowie das Vermissen sozialer Kontakte. Eltern und vor allem Alleinerziehende geben in den Beratungsgesprächen an, dass die Belastungen von Woche zu Woche steigen. Sie berichten, dass sie ihre Kinder kaum mehr für das Erledigen von Schulaufgaben motivieren können, die Lehrerinnen und Lehrer viel verlangen und sie deshalb an ihre Grenzen stoßen.“

Seit Ostern gebe es vereinzelt auch wieder persönliche Kontakte zwischen Sozialarbeitern und Schülern, „dies selbstverständlich unter Einhaltung der Hygienevorschriften und unter der Prämisse der Freiwilligkeit“, betont Schuster. So wurden Care-Pakete mit Spielen und kleinen Aufmunterungen an die besonders schwer betroffenen Kinder geliefert. „Besonders erfreulich ist auch, dass durch Spenden und Kooperationspartner wie etwa die Volkshilfe, Kija oder das Kuratorium für Journalistenausbildung an 27 Familien im ganzen Bundesland Laptops übergeben werden konnten, um das Distance Learning zu unterstützen.“

„Auch nach der Krise wird viel auf uns zukommen“, weiß der Spektrum-Geschäftsführer. Man habe auch die Kinderrechte im Blick. Nach Wiederöffnung der Schulen werde es darum gehen, die durch die Zeit der Isolation entstandenen neuen Problemlagen zu erkunden und aufzuarbeiten. „Diese erfahren wir von den Schülerinnen und Schülern nur im persönlichen Kontakt“, weiß Thomas Schuster. „Obwohl die digitalen Medien jetzt von großem Nutzen sind, ersetzen sie niemals das Bedürfnis der Kinder, Jugendlichen und Eltern nach echter Beziehung und Gesehen-Werden.“ (Landeskorrespondenz/dpk-krie)

Das Projekt „jetzt – Soziale Arbeit in der Schule“ – www.spektrum.at
Bilder: Verein Spektrum