Erst mal finden und dann sich hintrauen!

HINTERGRUND / KIJA

03/02/22 Wie schlägt sich die Pandemie in der Beratungstätigkeit der Salzburger Kinder- und Jugendanwaltschaft nieder? Auch der jüngste Jahresbericht zeigt, dass die persönlichen Kontakte 2020 und 2021 im Vergleich zu den Vorjahren stark abgenommen haben.

Das hat natürlich mit der Pandemie zu tun, aber schon auch sehr mit dem schwerer auffindbaren und wenig attraktiven derzeitigen Standort der kija Salzburg. Wissen Sie auf Anhieb, wo die Fasaneriestraße ist? Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt meint dazu: „Man merkt – der Standort spielt eine wichtige Rolle. Niederschwellig zugängliche und ansprechende Räume sind wesentlich für unsere Arbeit. Sie sollen ein Gefühl des Willkommen-Seins vermitteln. Leider ist das im derzeitigen Standort nicht gegeben.“

Im vergangenen Jahr befasste sich das Beratungsteam der kija Salzburg mit 2.548 Einzelfällen, davon waren 689 persönliche Beratungen. Die thematischen Spitzenreiter in Beratungsgesprächen waren Gesundheit und allgemeine psychische Belastungen, familienrechtliche Anliegen und Konfliktsituationen mit Behörden.

Im ersten Halbjahr 2021 stand für junge Menschen vor allem der Rückkehr an die Schulen im Vordergrund und hier machten sich die negativen Auswirkungen der Pandemie auf die sozialen Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen bemerkbar. So kam es etwa immer wieder zu Mobbing und Konflikten in Klassengemeinschaften. Bei vielen Beratungsgesprächen standen Fragen nach sozialen Kompetenzen im Vordergrund: Wie rede ich mit anderen? Wie melde ich mich in der Klasse? Wie finde ich Freundinnen und Freunde?

In der zweiten Hälfte des Jahres prägten dann vor allem psychische Probleme die Beratungsarbeit – ein Trend, der sich schon im Jahr 2020 abgezeichnet hatte. Es kam zu einer zunehmenden Verstärkung von Symptomen – wie erlernte Hilflosigkeit und ein mangelndes Gefühl von Selbstwirksamkeit, Depression oder Essstörungen. Dies unterlegt, was schon zahlreiche Studien sichtbar gemacht haben: Junge Menschen leiden besonders unter den Auswirkungen der Pandemie und brauchen dringend niederschwellige Unterstützungsangebote im psychosozialen Bereich.

Im Gegensatz zum Jahr 2020 verstärkten sich auch Konflikte innerhalb von Familien, die zu einem größeren Teil nun auch vor Gericht ausgetragen wurden. Zusätzlich war es für „Besuchselternteile“ schwieriger, Unternehmungen mit ihren Kindern zu planen und so die Beziehungen aufrecht zu erhalten.

Weiters nahmen Konfliktsituationen mit Behörden zu, wobei hier zum Teil Covid-Bestimmungen ein Problem darstellten, zum Beispiel wenn junge Menschen aufgrund von Strafen in finanzielle Schwierigkeiten kamen oder einfach nicht wussten, was erlaubt war. Doch auch andere behördliche Abläufe – wie etwa bei der Wohnungs- oder Lehrstellensuche oder einem Schulwechsel – waren von der Pandemie betroffen. Behörden waren schwerer erreichbar und Vorgänge, die sonst relativ reibungslos ablaufen, schwerer verständlich und funktionierten zum Teil nur eingeschränkt, etwa die Auszahlung der Familienbeihilfe.

Ein Hemmschuh in Bezug auf Workshops und Veranstaltungen an Schulen waren pandemiebedingte Einschränkungen. Die kija darf zwar aufgrund einer Kooperationsvereinbarung mit der Bildungsdirektion in Akutsituationen immer an Schulen, aber das gilt nicht für Workshops. Im Jahr 2019, vor Ausbruch der Pandemie hatten noch über 4.000 Schülerinnen und Schüler an solchen Veranstaltungen in Schulen teilgenommen, 2021 fanden Workshops nur mit 39 Schulklassen und insgesamt 1.700 jungen Menschen statt. „Damit junge Menschen überhaupt den Weg zur kija finden, müssen sie erst wissen, dass es diese Beratungsstelle gibt“, sagt man dazu bei der kija. Die Workshops seien ein entscheidender Türöffner, hier erfahren die jungen Leute mehr über Kinderrechte oder spezifische Themen wie Gewalt oder Suizidprävention. (kija/dpk)

Kinder- und Jugendanwaltschaft (kija) Salzburg, Fasaneriestraße 35, 1. Stock - Tel 0662 430 550 – Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! , www.kija-sbg.at, www.facebook.com/kijasalzburg
Bild: kija Salzburg