Große Wolfsmilchwanze, kleiner Goldstern

HINTERGRUND / ARTENVIELFALT

20/05/22 Heute ist zwar der Tag der Biene, aber die fleißigen Honigproduzenten mögen es uns verzeihen, dass sie nicht im Titel, aber immerhin im Bild vorkommen. Gleich übermorgen Sonntag (22.5.) ist nämlich Tag der Artenvielfalt, und da hat jüngst die City Nature Challenge für Salzburg erfreuliche, ja begeisternde Ergebnisse gebracht.

Von Reinhard Kriechbaum

Wir erinnern uns: Da waren Menschen von 29. April und 2. Mai gebeten, sich aufzumachen in die Salzburger Natur (es konnte auch der eigene Schrebergarten sein) und aufzunehmen, was es dort an Fauna und Flora gibt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: In Salzburg wurden 2.272 unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten gemeldet. Das Haus der Natur half beim Auswerten. Die Pole Position, was das Interesse der Biologen anlangt, hält gewiss der Iberienzilpzalp. Aus dem Namen kann man auch als Laie erahnen, dass es sich um einen Vogel handelt. Und zweitens, dass er in Europa eigentlich nur auf der Iberischen Halbinsel vorkommt. Tatsächlich ist er in Österreich nun das allererste Mal gesichtet worden. Ob er auch sein Zilzalp hat hören lassen, verrät die Landeskorrespondenz leider nicht.

Auf dem Rainberg wurde die Große Wolfsmilchwanze entdeckt. Das ist eine Blattwanze. Sie sucht also keineswegs Betten heim, sondern bevorzugt Wolfsmilchgewächse. Man hat sie in Salzburg das letzte Mal vor 75 Jahren zu Gesicht bekommen. Sie ist eben doch noch nicht ausgestorben, womit wir den Galapagos-Inseln etwas voraus haben. Dort hat man emsig nach ihr gesucht, sie aber nicht mehr entdeckt.

In Muhr im Lungau wurde erstmals seit 1987 der Kleine Goldstern dokumentiert. Das ist eine gelb blühende Pflanze. Sie blüht ungefähr gleichzeitig mit den Narzissen, die alle Aufmerksamkeit für sich beanspruchen. Aber jetzt reden wir doch von der Biene, die erinnerungstagsmäßig heute Freitag (20.5.) dran ist. Ihr Vorkommen ist einer der guten Indikatoren für die Artenvielfalt, zu der sie als Bestäuber auch nicht unwesentlich beiträgt.

Viel weniger bekannt als die Honigbiene sind ihre „wilden“ Artgenossinnen. Davon gibt es im Bundesland Salzburg immerhin 320, und das ist ziemlich entscheidend für die Biodiversität. Geht's den Bienen gut, geht’s uns allen gut – damit meinen wir eben nicht nur den Honig auf der Frühstückssemmel. Sechzehn in Salzburg heimische Bienenarten stehen übrigens unter besonderem Schutz, sie sind als gefährdet eingestuft und auf bestimmte Lebensräume angewiesen.

Im Land Salzburg steht ein Drittel der Landesfläche, 2265 Quadratkilometer von insgesamt 7.160 Quadratkilometern unter Naturschutz, über das ganze Land verteilt. Offenbar wissen das viele Salzburgerinnen und Salzburger zu schätzen, denn sie haben sich jüngst rege beteiligt an der City Nature Challenge. Unter vierhundert teilnehmenden Städten und Regionen wurde Salzburg Vize-Europameister. „Weltweit belegen wir Platz 19“, freut sich Naturschutz-Landesrätin Daniela Gutschi. Gerne hätten wir gewusst, wie viele Menschen aus Salzburg sich beteiligt haben, aber der zuständige Mensch im Haus der Natur war Freitag Vormittag schon ausgeflogen. Wahrscheinlich hinter dem Iberienzilpzalp her.

Basisinformationen zu Naturschutz-Initiativen – www.salzburg.gv.at
Bilder: dpk-klaba
Zum Stich-Wort Aufblühen, wachsen, kreuchen und fleuchen