Nun noch eine gemeinsame Hausnummer!

REPORTAGE / MOZARTEUM / NEUES FOYER

18/10/22 Man kann sich gut die überraschten Gesichter am Donnerstag ausmalen, wenn die Besucherinnen und Besucher des Wiedereröffnungskonzerts in der Pause aus dem gläsernen neuen Foyergebäude zwischen den beiden Mozarteumsgebäuden hinaus gehen in den Bastionsgarten: ein Rasenquadrat anstelle des Zauberflötenhäuschens!

Von Reinhard Kriechbaum

Auch zwei buschartige Bäume haben weichen müssen. Nun schaut man also vom Bastionsgarten über das Heckentheater hinüber auf die Gartenfassade des Schlosses Mirabell. Weite statt Pseudo-Waldromantik. Das Zauberflötenhäuschen?

Das wird gerade von den Holz-Spezialisten im Salzburger Freilichtmuseum restauriert. In ein paar Wochen wird es im Garten von Mozarts Wohnhaus aufgestellt. Aber das ist eine eigene Geschichte.

Wir sehen uns um in jenem neuen Foyertrakt aus Glas und Stahl und müssen gleich mal lächeln über den lebensgroßen Playmobil-Mozart hinter einem Glasfenster. Ein wenig Spass darf schon sein. Den Foyertrakt hat man im Sommer schon nutzen können, freilich noch etwas improvisiert, weil halb Baustelle. Da war der Eindruck also noch nicht repräsentativ. Der Bastionsgarten war noch nicht betretbar. Fürderhin kommt man gewiss ohne nennenswertes Gedränge ins Freie.

Es ist Nachmittag, als DrehPunktKultur mit Rainer Heneis, dem Geschäftsführer der Stiftung Mozarteum, einen Rundgang vorab unternimmt. Die Herbstsonne steht schon eher tief. Schade, dass Konzerte meist abends stattfinden, geht einem angesichts dieses Licht-Schauspiels durch den Kopf.

Das Herbstlaub leuchtet vom Mirabellgarten herüber und vom gegenüberliegenden Mönchsberg ebenfalls. „In offener Verbundenheit“ war das Motto für den Foyer-Neubau, den das Salzburger Architekten-Duo Maria Flöckner und Hermann Schnöll geplant hat. Durchblicke von einem Haus zum anderen, vor allem aber von der Straßenseite in Richtung Bastionsgarten waren angestrebt. In Wirklichkeit reicht der Blick jetzt viel weiter. Fast neidisch könnte man werden, wenn man im Dirigentenzimmer (backstage hinter dem Großen Saal) durchs Fenster schaut.

Was für ein Blick aufs Schloss Mirabell, die Türme der Andräkirche, auf den Bastions- und Mirabellgarten! Die Option, das Foyer auch für Veranstaltungen im Heckentheater zu nutzen, besteht in Zukunft, nachdem die Stadt ihrerseits Adaptionen vorgenommen haben wird. Auch in die andere Richtung, zur Schwarzstraße hin, wartet eine Überraschung. Da ist ja der Torbogen mit den beiden offenen Ochsenaugen, der eigentlich nichts war als Vorblendung vor einer nachträglich eingebauten, reichlich verwinkelten und steiltreppigen Verbindung der beiden Gebäude.

Nun ist genau dieser Bauteil zu einem weiteren Freibereich geworden. Die Besucher – besonders die Raucher – werden ihn zu schätzen wissen.

Man sieht dem neuen Foyer an, wie hoch der Respekt war vor dem denkmalgeschützten Jugendstil-Bestand.

Man luge etwa hinein in jenen winzigen Raum, wo fürderhin in der Pause Kaffee ausgeschenkt wird: originale weiße Regale mit verspielten gedrechselten Säulchen. Der Pausenbuffetbetrieb spielt sich an einem gut 5,5 Meter langen Tresen ab, ebenfalls aus Glas und Metall.

Eigentlich sind es ja zwei Foyers. Die Stiftungsleute sprechen vom Großem Foyer (1. Stock) und von Stadtfoyer (Parterre). Der Glasboden dazwischen, etwas verspielt mit Blumenmotiven in besonderem Verfahren geätzt und gepresst, lässt Licht nach unten durch und ist doch blickdicht. Im unteren Foyer sieht man jetzt an der Ssteinwand zum Garten hin die Nische mit der kleinen Amor-Figur, die bisher im hintersten Hofwinkel eine Schattenexistenz zwischen Mülleimern geführt hat. Die paar etwas unbeholfen geführten Stufen hinauf zu den Liedertafel-Räumlichkeiten im Mezzanin des Schulgebäudes sind vermutlich einem Kompromiss aus Notwendigkeit und Denkmalschutz geschuldet.

Heizung und Lüftung des Foyers sind in die senkrechten Stahlelemente eingebaut. Die Stahlträger sind im Gemäuer der beiden Gebäude verankert. Elegant wirkt ein schmaler Durchblick zwischen rechtsseitigen Stiegenaufgang zum Saal und Stadtfoyer – einer der ganz wenigen Durchbrüche durch die Altsubstanz. „Die Stahlelemente waren Sonderanfertigungen und kamen aus der Ukraine“, berichtet Rainer Heneis. Es gab so manche durch die Pandemie und zuletzt kriegsbedingte Verzögerung bei Lieferungen. „Deshalb kann die Eröffnung erst jetzt stattfinden ,sie wäre ja schon für Juli geplant gewesen.“

Betritt man das neue Foyer vom Verwaltungs- und Schulgebäude aus, kann man sich gar nicht recht vorstellen, wie die Situation dort früher ausgesehen hat. Wie selbstverständlich fügt sich das neue, schnörkellose Stiegenhaus seitlich des Wiener Saals ein. Dort ist nun auch ein Lift, womit auch dieses Gebäude endlich behindertengerecht ausgestattet ist.

Ein eigenes Kapitel sind die Kellerräume: Ganz neu gestaltet – man darf wohl sagen: designed – sind die Toiletten. Verzückungsrufe sind beim ersten Betreten der Damentoilette zu erwarten. Fehlt nur noch, dass man hier Arvo Pärts leises Stück „Spiegel im Spiegel“ als Hintergrundmusik spielt...

Im Bereich des Großen Saals wurde der Keller ganz neu gegraben. Da ist jetzt beispielsweise ein Depot für die Konzertsaalbestuhlung entstanden, die man unkompliziert dort verschwinden lassen kann. Eine Option für anderweitige Nutzung des Großen Saals.

„Die Mozarteumsgebäude haben zwei Hausnummern, Schwarzstraße 26 und 28“, merkt Rainer Heneis an. „Nun ist der Komplex eins geworden“. Eine gemeinsame Hausnummer wäre für ihn sozusagen der Tupfen auf dem „I“...

Am 26. Oktober lädt die Stiftung Mozarteum zum Tag der offenen Tür ins neue Foyer, ins Gebäude und den neu gestalteten Garten, aber auch in die beiden Mozart-Museen, Mozarts Geburtshaus und Mozart-Wohnhaus.
Bilder: dpk-krie
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