„Mit voller Kraft heraus aus dem Krisenmodus“

KULTURPOLITIK / STADT

09/02/23 Kleine Bausteine gilt es neu zu legen, aber es sind auch nicht wenige richtig schwere Brocken aus dem Weg zu räumen in der Kulturpolitik der Stadt. Zu letzteren gehört das Neuverhandeln der 25 Mittelfristigen Fördervereinbarungen.

Von Reinhard Kriechbaum

Nicht aus Zufall haben Bürgermeister-Stellvertreter Bernhard Auinger und Dagmar Aigner, seit April des 1922 als Abteilungsvorständin für Kultur, Bildung, Wissen und Sport zuständig, das Salzburger Rockhouse als Ort für ihr Pressegespräch heute Donnerstag (9.2.) ausgesucht. Stehen doch die heuer auslaufenden Mittelfristigen Fördervereinbarungen ganz weit oben auf der Agenda der städtischen Kulturpolitik. Diese Förderungen – viel gelobt und von vielen angestrebt, weil sie den Institutionen ja grundsätzlich Planungssicherheit geben – sind nicht auf Krisenzeiten ausgelegt.

„Als wir diese Förderungen mit dreimaliger Steigerung um zwei Prozent ausgehandelt haben, waren alle zufrieden“, erinnert sich Auinger. Damals waren weder Corona noch Kostensteigerungen wie gerade jetzt nicht vorhersehbar. „Nun haben sich die Mittelfristigen Förderungen als Bumerang erwiesen, weil die Beträge ja festgeschrieben waren“, erklärt Dagmar Aigner. Man werde also jetzt nach neuen Modalitäten suchen und gewiss von einem deutlich höheren Sockelbetrag ausgehen müssen.

„Viele Einrichtungen haben sich aufgrund der Teuerungswelle in Verbindung mit explodierenden Stromkosten bei uns gemeldet. Es herrschte große Verunsicherung innerhalb der Kulturszene“, fasst die oberste Kulturbeamtin der Stadt die Situation zusammen. „Auf diese schwierige Situation haben wir in Abstimmung mit dem Bürgermeister mit Budgetsteigerungen und einer 1,5 Millionen Euro schweren Teuerungs-Rücklage plus einem Strompreisschirm für Kultureinrichtungen reagiert.“

Große Brocken, die gestemmt sein wollen, sind die gemeinsam mit dem Land zu finanzierenden Bauvorhaben. Da hat also die Stadt Beiträge zur Sanierung der Festspielhäuser, Salzburg-Belvedere, Weltkulturerbe-Zentrumund Sound-of-Music-Museum mitzutragen. Für die Kulturschaffenden vor Ort, vor allem in der freien Szene, haben andere Dinge Priorität. Mit dem neuen Probehaus auf den Hannak-Gründen geht im Moment viel weiter, berichtet Bernhard Auinger. Das Probenhaus soll 2024 in Betrieb gehen, eine Werkstatt-Halle werde zusätzlich angemietet.

Über das Marionettentheater werde geredet, bestätigte Auinger, aber da sieht er ein Grundproblem: Investitionen fürs Marionettentheater kämen „letztlich der Stiftung Mozarteum“ zugute. „Ich habe keine Lust, doppelt zu fördern“, so Auinger.

Von eigenen Probenräumen träumen sowohl die Camerata als auch die Philharmonie Salzburg. Da gebe es noch keine Perspektive. Die Bedürfnisse beider Orchester werden gerade vomKulturamt erhoben, ein gemeinsames Haus mag tatsächlich aus arbeitspraktischen Gründen unrealistisch sein. Auinger sagt aber auch: „Wir müssen uns die Frage stellen: Wie viele Orchester kann sich eine kleine Stadt wie Salzburg leisten.“

Das Kulturbudget 2023 stehe auf Grund der Teuerung, Inflation und Energiekrise unter schwierigeren Vorzeichen als in den vergangenen Jahren, erklärt Bernhard Auinger. „Bei den großen Einrichtungen in öffentlicher Trägerschaft – Landestheater, Mozarteumorchester, Salzburg Museum – konnte ein Plus von vier Prozent und bei freien Förderungen ein Plus von rund zehn Prozent verhandelt werden.“ Generell haben sich die Kulturförderungen in den vergangenen zehn Jahren stark verbessert, betont der Kulturreferent. „So entfielen im Budget 2013 - 24,8 Millionen, 2018 - 26,6 Millionen und 2023 - 31,6 Millionen Euro auf Kulturförderungen.“

Heuer steigt das Kulturbudget der Stadt auf 41 Millionen Euro. Der Anteil für die freien Förderungen zeitgenössischer Kultur beträgt 6,3 Millionen Euro. „Allerdings sinken beide Anteile im Vergleich zum Gesamtbudget“, rechnete kürzlich der Dachverband Salzburger Kulturstätten vor. Da beträgt der Kultur-Anteil in der Stadt Salzburg laut Voranschlag 2023 nur 6,85 Prozent (im Jahr 2022 waren es 7,05 Prozent). Der Anteil der freien Förderungen am Kulturbudget ist laut Dachverband von 16,1 auf 14,2 Prozentpunkte gesunken, womit der Anteil des freien Kulturbudgets am Gesamtbudget wieder unter der Ein-Prozent-Marke liegt, nämlich bei 0,99 Prozent. Das ist nicht berauschend. (Wird fortgesetzt)

Bild: Stadt Salzburg / Rocio Escabosa
 Zum Porträt Dagmar Aigner Begegnung auf Augenhöhe