Fürchte dich nicht vor dem Stream

HINTERGRUND / SALZBURGER ADVENTSINGEN

29/11/23 Es war immer verblüffend, wie schnell das jeweils aktuelle Salzburger Adventsingen im Großen Festspielhaus auf CD oder DVD greifbar war. Die mediale Präsenz wird heuer nicht weniger schnell sein – allerdings ohne Silberscheiben.

Von Reinhard Kriechbaum

„Das Salzburger Adventsingen verschließt sich auch nicht vor digitalen Neuerungen“, sagt Hans Köhl. Erstmals werden heuer keine DVDs und CDs mehr produziert. „Als zeitgemäßer Ersatz wird ein kostenloses Streaming der Adventsingen-Produktionen angeboten.“ Mit den Streaming-Kanälen eröffne sich „nur mit einigen Klicks eine neue Adventsingen-Welt“. 

Zum zweiten Mal wird auch der ORF das Salzburger Adventsingen im Fernsehen übertragen, sogar zwei Mal. Am 8. Dezember gibt es um 15.55. Uhr in ORF 2 eine gekürzte Version von sechzig Minuten Spieldauer. Zwei Tage später, am 10. Dezember um 18.30 Uhr in ORF III kann man dann das ganze Adventsingen mit einer Spieldauer von ca. einer Stunde und vierzig Minuten erleben.

Adventsingen-Premiere ist am Freitag (1.12.), aber wie üblich gibt es am Donnerstag (30.11.) eine Vorpremiere. Seit 25 Jahren ist es üblich, dass Landeshauptmann Wilfried Haslauer.zu dem Anlass Salzburgerinnen und Salzburger einlädt, die mit einem schweren Schicksal zurechtkommen müssen. Ohne Publikum wird auch die heutige Hauptprobe nicht sein: Dazu hat das Adventsingen nämlich gemeinsam mit LH-Stv. Stefan Schnöll vierhundert Salzburger Feuerwehrleute aus Stadt und Land eingeladen.

Die Apfelschälerin im Bild oben ist Marcella Wieland als Anna. Für jene, die weniger gut mit der Bibel im Allgemeinen und der Heiligen Familie im Speziellen vertraut sind: Das ist die Mutter der Maria. Verhaltensauffälligkeiten bei der Fortpflanzung hat es im Stammbaum Jesu ja schon vor dem Wunder von Bethlehem gegeben. Ihr und ihrem Mann Joachim blieb der Kindersegen lange verwehrt. Deshalb zog sich Joachim für vierzig Tage in die Wüste zurück, um Buße zu tun. Danach überbrachte ein Engel Anna und Joachim unabhängig voneinander die Nachricht, dass sie sich auf ein Kind freuen können. Aus theologischen Gründen war es dann nötig, Maria von der Erbschuld (dem Sündenfall Adams und Evas) freizusprechen – das ist der Inhalt des Feiertages „Maria Empfängnis“ am 8. Dezember, neun Monate vor Maria Geburt am 8. September.

Fürchte dich nicht, sagen Engel für gewöhnlich, wenn sie Botschaften überbringen. Das ist auch der Titel des diesjährigen Salzburger Adventsingens. Adventsingen-Leiter Hans Köhl versucht als sein eigener Librettist die nicht sonderlich detailreiche biblische Geschichte um Jesu Geburt auch um Aspekte zu bereichern, die nicht unbedingt auf der Hand liegen. Diesmal wird eben auch die Beziehung der Maria zu ihrer Mutter zum Thema gemacht. „Maria und ihre Mutter Anna, die bereits Witwe ist, spielen bei diesem Salzburger Adventsingen eine besondere Rolle. Beide vertrauten einander wie beste Freundinnen und so wurde Anna auch zur wichtigsten Beziehungsperson für Maria. Ihr konnte sie alle Bedenken und Befürchtungen anvertrauen und auf den guten Rat der Mutter zählen“, erklärt Köhl. „Das war damals vor zweitausend Jahren nicht anders als heute in vielen Mutter-Kind-Beziehungen.“

Anna ist also die Lungauerin Marcella Theresa Wieland. Ihre Leidenschaft zum Theater entfachte 2012 das Theater Mokrit der Lungauer Kulturvereinigung. Dort spielte Marcella Wieland seither in vielen Produktionen mit. Mit dem Ensemble für Puppen- und Kindertheater steht sie seit 2018 auf der Bühne und geht mit wechselnden Produktionen auf Tour durch ganz Österreich. „Vor so einem großen Publikum zu spielen, und das im Großen Festspielhaus, ist schon großartig“, sagt sie.

Wie im Vorjahr ist Gerda Gratzer für die Inszenierung zuständig. Eine vielseitige Theaterfrau, die nicht nur in zahllosen Stücken Regie geführt hat. Seit 1994 ist sie Projektleiterin und Schauspielerin des Theater Panoptikum. 2014 gründete sie das Theater der Freien Elemente. Von 1997 bis 2002 war die gebürtige Kärntnerin Leiterin der Internationalen Musikwochen Millstatt. Sie war in den 1990er Jahren auch Geschäftsführerin des Jugend-Musikwettbewerbes Prima la musica in Salzburg. Die Muik ist ihr also nicht weniger vertraut wie die Bühne.

Salzburger Adventsingen, bis 17. Dezember im Großen Festspielhaus – Im Fernsehen am 8. Dezember 15.55 Uhr ORF 2 und 10. Dezember 18.30 Uhr ORF III – Zu den Streaming-Angebotenwww.salzburgeradventsingen.at
Bilder: Salzburger Adventsingen / Franz Neumayr (3); dpk-krie (1)
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