Peter Alward wird es

OSTERFESTSPIELE / LEITUNG

11.02.2010 Alles neu bei den Osterfestspielen: Eine Ges.m.b.H., Ausfallshaftungen von Stadt und Land – und ein neuer Leiter (neben Sir Simon Rattle, der natürlich künstlerischer Chef bleibt): Peter Alward, eine Legende im Musik-Business.

Als neuer geschäftsführender Intendant wurde also bei der bis in die frühen Nachmittagsstunden hinein dauernden Sitzung des Kuratoriums am Donnerstag (11.2.) der international anerkannte, aus London stammende EMI-Manager Peter Alward installiert. Er verspricht, sein Bestes zu tun, "Kultur, Musik und wirtschaftlichen Erfolg" unter einen Hut zu bringen.

Programmatisch sollen andere Richtungen gefunden werden. Nachgespielte Co-Produktionen wie der derzeit noch laufende, trotz der "Freikartenexzesse" nur zu gut 80 Prozent ausgelastete "Ring", sind damit bald Vergangenheit. Die Jugendarbeit wird weiter geführt und auch zu den extrem hohen Kartenpreisen will man sich etwas überlegen. Sir Simon Rattle bleibt künstlerischer Leiter, aber, so Alward, "ohne mich geht auch nichts". Dies ist eine wesentliche Änderung der Kompetenzen im Vergleich zu seinem Vorgänger.

Olaf Maninger, Solocellist der Berliner Philharmoniker und deren Vertreter im Kuratorium bezeichnete es als absurd, wie in den letzten Jahren das Publikum bei fast hundert Prozent Auslastung gewöhnten Stars hinweg gebröckelt ist. Er bekräftigte die Liebe des Orchesters zu Salzburg und sprach auch von einem neuen künstlerischen Profil sowie von der Aufgabe, die Salzburger und sonstige neue Publikumsschichten zu gewinnen. Alward bezeichnete er als "ideale Lösung".

Im Pressegespräch wurde noch mal bilanziert, was in den letzten Tagen und Wochen ohnedies schon landauf, landab diskutiert wurde. "Wir hatten bis jetzt ein Sechsaugenprinzip, aber wenn alle die Augen zumachen, kommt nichts", so Landeshauptfrau Gabi Burgstaller beim Informationsgespräch nach der Sonder-Kuratoriumssitzung der Osterfestspiele am 11. Februar zu Mittag. "Es war eine perfekte Organisation der Täuschung", ergänzte Interims-Geschäftsführer Prof. Peter Raue.

Die Aufarbeitung des Vergangenen stand naturgemäß bei diesem eilig einberufenen Gespräch noch im Mittelpunkt. Von denen, die den Schaden angerichtet haben - für die nach wie vor die Unschuldvermutung gelten muss - sei kaum etwas zurück zu kriegen, hieß es. Aber vielleicht von den Leuten, die die Augen zugedrückt haben, obwohl sie eigentlich die Rechnungen hätten prüfen sollen. Doch das System hat funktioniert. Prüfberichte, abgesegnet von anerkannt seriösen (?) Vereinen, werden im Allgemeinen nicht noch einmal geprüft. Fabelhaft, wie da offenbar ein funktionierendes Kontrollsystem simuliert wurde. Man könne den Politikern, allen voran Frau Burgstaller, nicht vorwerfen, dass sie nicht alles noch einmal kontrolliert hätten, so Raue.

Nun muss noch alles in den Gremien beschlossen werden, aber Stadt, Land und Tourismusfonds sollen in Zukunft drei Viertel der Anteile an der Stiftung halten, wobei es sich nur um eine Ausfallshaftung wie bei den Sommerfestspielen handeln soll, nicht um eine Art Verstaatlichung. Eine Ges.m.b.H mit Aufsichtsrat wird gegründet, in der auch die Berliner Philharmoniker vertreten sein werden. Bis Ostern soll das alles noch passieren. Bei der Verwaltung will man Kosten sparen. Parallelverträge mit Mitarbeitern der Festspiele wird es keine mehr geben, sondern Konzeptionsvereinbarungen.

Bernd Gaubinger bleibt bis auf weiteres unentgeltlich Co-Geschäftsführer und hat die Aufgabe, gemeinsam mit Raue den Augiasstall auszumisten. Provisionen für Sponsorverträge sind nicht mehr gestattet, bestenfalls eine fallweise eigens zu beschließende Sonderprämie für, so Burgstaller, "übermenschliche Leistungen" auf diesem Gebiet. (dpk-gfk)

Bilder: LPB / Franz Neumayr
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