Mehr denn je „Bildungs-Nahversorger sein“

HINTERGRUND / VOLKSHOCHSCHULE

20/02/13 Die Erwachsenenbildung rückt mit der Übersiedlung der Volkshochschule ins ehemalige Stadtwerke-Hochhaus in Lehen deutlich näher an ihre Kundschaft: Ab kommendem Montag (25.2.) ist Kursbetrieb im neuen Haus.

Von Reinhard Kriechbaum

Vier der neun Geschoße belegt die Volkshochschule. Rund tausend Menschen werden hier im Lauf eines Tages aus- und eingehen, sagt VHS-Direktor Günter Kotrba. Am neuen Standort könne man um rund zehn Prozent mehr Kurse anbieten als bisher. Eine Reihe von externen Standorten – nicht alle – hat man aufgegeben.

Ein erster Rundgang vermittelt den Eindruck sympathischer Offenheit und Helligkeit. Das schmale Hochhaus bot den Architekten die Möglichkeit, sehr auf Licht-Durchlässigkeit zu setzen. Kursräume unterschiedlichster Größe haben große Glaswände zu den Gängen hin. Der große Stolz im sind die Räume im zweiten Stockwerk, das Gesundheits- und Bewegungszentrum. Da wird man also viel mehr Sportkurse als bisher „hausintern“ anbieten können, es gibt Umkleideräume und Duschen. Eine Bolderhalle wird sogar auch noch dazu kommen, wofür die Stadt noch ordentlich Geld springen lässt (230.000 Euro, sagte Bürgermeister Schaden in einem Pressegespräch heute Mittwoch (20.2.).

Die Volkshochschule habe sich verjüngt, sagt die fürs pädagogische Programm zuständige Nicole Slupetzky. „Unsere Hauptteilnehmergruppe sind die Dreißig- bis Fünfzigjährigen.“ „Frontalunterricht ist Vergangenheit“, sagt Slupetzky. Deshalb habe man sich für „Lerninseln“ entschieden, die aus kleinen, oft dreieckigen Tischen variabel zusammengestellt werden können. Stichwort: „Das flexible Klassenzimmer“, zu dem auch zwei übereinanderliegende Alu-Leisten entlang der Wände gehören. Da kann man im Handumdrehen Whiteboards oder Pin- und Projektionswände, also Behelfe, die im Unterricht eben aktueller Stand sind, variabel hängen. Jeder größere Unterrichtsraum verfügt über eine HiFi-Anlage.

Mit nostalgischen Gefühlen mag zwar mancher Kursleiter oder –teilnehmer zurückdenken ans gründerzeitliche Haus in der Faberstraße, aber das neue Haus spielt natürlich alle Stückerln. „Und es ist Behindertengerecht“, sagt Nicole Slupetzky, das wäre im alten  Haus nicht machbar gewesen.

Behard Ölz von PRISMA, dem Unternehmen, das das Stadtwerk Lehen mitsamt Kultureinrichtungen und Kompetenz-Zentrum entwickelt, betont die Vorteile, dass man das alte Stadtwerke-Hochhaus nicht abgerissen, sondern umgebaut hat. „Solche Bauwerke bringen eine gewisse Aura, eine Geschichte in den Standort. Man würde sie ja so nicht mehr bauen.“ Und er verweist auch auf die ökologischen Ersparnisse, indem man die tragende Grund-Substanz des Hochhauses weiterverwendet hat. Auf CO²-Emmissionen hochgerechnet seien das „650 Erdumrundungen mit einem Kleinwagen“.

Bürgermeister Schaden verwies in dem Pressegespräch auf die Strategie der Stadt, neben der „Kulturstadt“ eben auch auf die Positionierung als „Wissens-Stadt“ zu setzen. Man habe sehr bewusst in Kultur und Bildung investiert, um Lehen als Stadtteil aufzuwerten.

Wir wollen „mehr denn je „Bildungs-Nahversorger sein“, betont VHS-Direktor Kotrba und hebt die „exzellente Standortqualität“ hervor. Immerhin sei Lehen der bevölkerungsreichste Stadtteil Salzburgs. Im unmittelbaren Nahbereich, auf dem ehemaligen Stadtwerke-Gelände, gebe es dreihundert neue Wohnungen. Die Leute hier wolle man ganz besonders ansprechen, „wir haben sie begrüßt und ihnen einen 50-Euro-Gutschein überreicht“, so Kotrba. Optimal für die anderen Kursteilnehmer: „Die Kurskarte gilt am betreffenden Tag als Gratisticket für den öffentlichen Verkehr.“

Stadt und Land haben je 450.000 Euro zur Adaptierung beigetragen, die Volkshochschule selbst hat Rücklagen gebildet und 360.000 Euro selbst investiert. Für die nächsten zehn Jahre bekommt die VHS von Stadt und Land in Summe 600.000 Mietkostenzuschuss.

Rund 42.000 Besucher in rund 4.200 Kursen zählt die VHS in Salzburg und an achtzig Standorten im Land. „Neben den klassischen Angeboten in den Bereichen Sprachen, Bewegung, Kreativität, Kultur und Wirtschaft nimmt die Volkshochschule mit Angeboten wie Deutsch als Fremdsprache oder im Bereich der Alphabetisierung eine wichtige Brückenfunktion zwischen den Gesellschaftsschichten ein“, so Günter Kotrba.

Das aktuelle Kursprogramm: www.volkshochschule.at
Bilder: dpk-klaba