Schwarze Schafe

FESTSPIELE / OSTERFESTSPIELE

28/01/10 In jedem Betrieb gebe es schwarze Schafe, so Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler am Mittwoch (28.1.) im ORF-Morgenjournal. - Die Festspiele haben sich von dem ihren augenblicklich getrennt.

Von Reinhard Kriechbaum

Klaus Kretschmer, der technische Direktor der Festspiele  ist, wie berichtet, fristlos entlassen worden. Das wurde nach der Kuratoriumssitzung am Dienstag (27.1.) bestätigt. Eine Sachverhaltsdarstellung geht an die Staatsanwaltschaft, die Festspiele haben eine Münchner Wirtschaftsprüfungskanzlei eingeschaltet, um Licht in die Sache zu bringen. Aus arbeitsrechtlichen Gründen, so heißt es, können derzeit keine weiteren Details genannt werden. Noch in dieser Woche, so heißt es, werde mit einem Prüfungsergebnis gerechnet.

Die Präsidentin gegenüber dem ORF: "Ich habe von den Unregelmäßigkeiten am Donnerstagabend erfahren. Freitagfrüh habe ich meine Kollegen im Direktorium davon verständigt, und wir waren uns einig, dass wir diese Vorgänge mit einer fristlosen Entlassung beantworten müssen. Auch der Betriebsrat hat hier unsere Meinung geteilt."

Der Geschäftsführer der Osterfestspiele, Michael Dewitte, ist ja schon vor sechs Wochen abgelöst worden. Worin die kolportierten Verfehlungen von Michael Dewitte und Klaus Kretschmer bestanden haben könnten, darüber herrscht noch Unklarheit. Für beide gilt die Unschuldsvermutung. LH Gabi Burgstaller, derzeit Vorsitzende des Festspielkuratoriums, sprach nach der Sitzung von "Einzelverträgen", die über die offiziellen Kooperationen hinausgehen. Da die Osterfestspiele ihre Inszenierungen im Großen Haus zeigen, ist logischerweise die technische Abteilung in die praktische Umsetzung der Aufführungen involviert, auch wenn beide Institutionen geschäftlich voneinander getrennt sind.

"Da wurden Zahlungen - und zwar in einem beträchtlichen Ausmaß - geleistet, die unserer Meinung nach nicht in Ordnung sind." So die Landeshauptfrau am Dienstag zum ORF. Sie hat ja auch bei den Osterfestspielen das Sagen und sie war es auch, die Michael Dewittes Ablösung als Geschäftsführer der Osterfestspiele am Freitag der Vorwoche gegenüber der APA bestätigt hat. Dewitte war freilich schon Mitte Dezember in die Wüste geschickt und durch zwei interimistische Leiter - den Berliner Anwalt Peter Raue und den pensionierten Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung der Salzburger Wirtschaftskammer Bernd Gaubinger - ersetzt worden. An der Durchforstung der Osterfestspiel-Finanzen ist ein Salzburger Wirtschaftsprüfungsunternehmen dran.

Unbestätigten Gerüchten nach werden Dewitte exorbitant hohe Bürokosten von 650.000 Euro zum Vorwurf gemacht. Worin genau die Kritikpunkte an Kretschmer liegen, wurde bisher "ausarbeitsrechtlichen Gründen" nicht bekannt gegeben. Gabi Burgstaller sagte, sie habe Ende der Vorwoche von den "Einzelverträgen, die wir nicht in ordnung finden" umgehend die Festspiele informiert, "die das umgehend überprüft und eine Entlassung ausgesprochen haben". Laut Burgstaller gehe es um Summen im sechsstelligen Bereich.

Zwei attraktive Jobs sind jedenfalls jetzt frei: Die Geschäftsführung bei den Osterfestspielen soll laut Auskunft von LH Gabi Burgstaller bis Mitte Februar geregelt sein, ein interimistischer technischer Direktor der Festspiele wird demnächst bestellt und der Posten angeblich noch diese Woche ausgeschrieben.