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Das Geradestellen der schiefen Optik

SALZBURG 20.16 / DACHVERBAND / HASLAUER

30/06/15 „Der Dachverband ist eine private Vereinigung, deren Äußerungen wir nicht weiter kommentieren, die Fakten sprechen eine klare Sprache.“ So heißt es in einer kurzen Erklärung, die Landeshauptmann Wilfried Haslauer als Reaktion auf die Vorwürfe des Dachverbands Salzburger Kulturstätten in Sachen „Salzburg 20.16“ der APA übermitteln ließ.

Von Reinhard Kriechbaum

Die Qualifikation des Geschäftsführers der Mitte Dezember 2014 gegründeten GmbH sei „unbestritten“, er verfüge über ein „enormes Netzwerk in Kultur, Wirtschaft, Medien“, habe „umfangreiche Kenntnisse der Kulturszene“. Und was den Bestellvorgang selbst angeht: Es „gab eine öffentliche Ausschreibung“. Im Jahr 2014 – also vor seiner Bestellung zum GmbH.-Geschäftsführer – habe Urban „ehrenamtlich gearbeitet“. Erst seit Mitte Dezember des Vorjahres beziehe er ein geringes Salär: „Mehr Aufwandsentschädigung als Entlohnung“, heißt es in dem kurzen Statement.

„Salzburg 20.16“ gehe „weit über ein reines Kulturprogramm hinaus“, hält der Landeshauptmann fest. Es umfasse „auch Projekte zur Infrastruktur und den großen Themenkomplex Salzburger Zukunftslabor“. Eine „breite Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Themen“ sei angestrebt.

Am 11. Dezember 2014 wurde die „Salzburg 20.16 GmbH“ gegründet, es gibt sie also seit ziemlich genau sechs Monaten. Der scheidende Vorsitzende des Dachverbands Salzburger Kulturstätten, Tomas Friedmann, hatte in einer Pressekonferenz gestern Montag (29.6.) unklare Teilnahmebedingungen, unbekannte Fristen zur Einreichung von Projekten und dergleichen beklagt. Aus Haslauers Stellungnahme: Es habe „umfangreiche Projektbesprechungen mit Kulturschaffenden, Kulturträgern, Vereinen, Bildungseinrichtungen, Universitäten, Kulturvereinen (auch Innergebirg); Vertretern von Wirtschaft und Industrie; Bürgermeistern und Gemeinden sowie Medienpartnern“ gegeben.

„Mehrere Gespräche“ von Geschäftsführer Friedrich Urban hätten mit dem Landeskulturbeirat stattgefunden, im Vorjahr und heuer. Was natürlich nicht in Haslauers Statement steht: Heuer im Mai hat der Landeskulturbeirat nach einem solchen Info-Gespräch in einer Stellungnahme festgehalten, dass „das Vertrauen in die professionelle Durchführung massiv erschüttert“ sei.

Womit Haslauer nun die freie Szene nun zu beruhigen versucht: „Geplant ist Ausschreibung für die Freie Szene in Kooperation mit der Kulturförderung des Landes Salzburg im Sommer 2015.“

Wer werkt derzeit eigentlich für „Salzburg 20.16“? Geschäftsführer ist – offiziell seit Mitte Dezember – der ehemalige ORF-Salzburg-Intendant Friedrich Urban. Er ist zwar schon 70, aber ein Multi und schier allgegenwärtig in der Kulturszene. Als Netzwerker ist er gewiss der rechte Mann am rechten Ort. Dass er Programm-Macher sei, stellt er selbst ja in Abrede unter Verweis auf die Gremien der GmbH: Diese ist im Amt der Landesregierung in die Abteilung 2 eingebunden, jene für Kultur, Bildung und Gesellschaft, inklusive Stabsstelle Museen und kulturelle Sonderprojekte. Im Büro werken sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Paul Estrela (Inhaber Estrela Records, Manager der Band „The Makemakes“, ehemaliges Mitglied im Plenum des Landes-Kulturbeirates) ist Prokurist. Gertrude Berg war früher einmal Sekretärin der Landesrätin Doraja Eberle. Andrea Blöchl-Köstner war Presseleiterin von „Mozart 2006“. Sandra Eckkramer kommt aus dem Referat für Budgetangelegenheiten des Landes. Heidi Alarcon Santillan gehört zur Kulturabteilung des Landes. Gerhard Spitz ist Generalsekretär des Vereins „Europäische Mozart-Wege“.

Im Kuratorium der „Salzburg 20.16 GmbH“ hat Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) den Vorsitz, Mitglieder sind Cyriak Schwaighofer (Grüne), Landesrat Hans Mayr (Team Stronach), Andrea Ecker (Sektionschefin „Kunst“ im Bundeskanzleramt) und die Kulturamtsleiterin Stadt Salzburg, Ingrid Tröger-Gordon.

Diese Leute urteilen im Programmbeirat über die bisher an die 200 Projekteinreichgungen (nicht nur aus dem Kulturbereich): Andrea Drexel (Geschäftsführerin Verein Rettet das Kind), Andreas Gall (Red Bull Media House), Lucia Luidold (Referatsleiterin Volkskultur im Land), Sonja Ottenbacher (Bürgermeisterin in Stuhlfelden), Robert Pienz (Vorsitzender Landeskulturbeirat), Wolfgang Radlegger (einst Landeshauptmann-Stellvertreter), Hemma Schmutz (Kuratorin und ehemalige Leiterin des Kunstvereins), Andrea Stifter (Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Salzburg), Markus Tomasi (Konzertmeister des Mozarteumorchesters) und Gerhard Zotter vom Finanzministerium.

Die offizielle Homepage zum Jubiläumsjahr: www.salzburg.gv.at/2016
Bilder: dpk-klaba (1); dpk-krie(1); Dachverband (1)
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