Keine „gemütlichen Sänger“

IM PORTRÄT / DER KAMMERCHOR KLANGSCALA

29/04/10 „Coming soon“ verspricht die bisher unbeschriebene Homepage. In Wirklichkeit ist der Kammerchor "KlangsCala" schon eine Weile präsent im Salzburger Konzertleben. Für die Frühjahrs-Arbeitsperiode hat man sich Chorgesänge der Deutschen Romantik vorgenommen.

Von Reinhard Kriechbaum

altDie Zusammensetzung des Kammerchores „KlangsCala“ - Schüler, Lehrer und ehemalige Schüler, sowie Freunde des Musikum Salzburg - ist schon geographisch bemerkenswert: Sogar vom Oberpinzgau, aus dem Gasteinertal reisen die Sängerinnen und Sänger an. „Wir haben Freaks gesammelt“, sagt Helmut Zeilner, keine „gemütlichen Sänger“, sondern solche, die Herausforderungen suchen. Wenn sie jetzt eine Vokalfassung von Gustav Mahlers „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ singen – ein sechzehnstimmiger Satz – dann sei jeder einzelne gefordert. „Ein solches Werk kann man nur mit Stimmführern machen.“

Die 45 Sängerinnen und Sänger eint quasi die musikalische Sozialisierung: Sie kommen aus dem Musikum. Der „Sitate-Chor“ (bis vor kurzen hieß er noch Schnurpsenchor); die „Singschule“ (für die Sieben- bis Neunjährigen; dann die Chorknaben- und Chormädchen: Das ist die chorische „Stufenleiter“, die man derzeit am Musikum durchlaufen kann. Ein Jugendchor fehlt derzeit noch. Wer „herausgewachsen“ ist aus den engeren schulischen Strukturen kann beim Elternchor andocken - oder eben bei der „KlangsCala“.

altDie eigenwillige Schreibung entspricht den Initialen des Wortes Kammerchor, soll aber auch, wie Helmut Zeilner es formuliert, die Assoziation „zu Stufen, zu Emotionen wecken“. Als Landeschorleiter sieht Zeilner derzeit mit großer Befriedigung nicht nur auf seine eigenen Ensembles, sondern auf die Salzburger Chorszene überhaupt: Vor allem im Jugendchorbereich habe es in den vergangenen Jahren einen „irrsinnigen Boom“ gegeben, verbunden mit einer „enormen Qualitätssteigerung“. Er nennt Moritz Guttmann als Beispiel, unter dessen Patronanz im Borromäum Männergruppen von beachtlicher Qualität wachsen.

Auch die Chorleiterausbildung des Salzburger Chorverbands trage Früchte, sagt Zeilner. Rund sechzig Leute haben die sechssemestrige Ausbildung bereits absolviert. Da gibt es nicht nur Klavier-, Musik- und Gesangsunterricht, sondern auch umfassende Praxisarbeit mit Chören. In diesem Herbst hat der siebente Kurs begonnen. Es gibt einen in der Stadt (geleitet von Helmut Zeilner), einen zweiten in St. Johann (unter Andreas Gassner).

Aber zurück zur „KlangsCala“: Vor drei Jahren, im März 2008, debütierte das Ensemble beim Tag der Offenen Tür im Musikum. Zwei Monate später reüssierte man bereits beim Wertungssingen des Salzburger Chorverbandes und bekam auch den Sonderpreis für die beste Interpretation eines zeitgenössischen Werkes. Auftritte folgten beim internationalen Bachfest 2008 in Salzburg. Beim 2. internationalen Anton-Bruckner-Chorwettbewerb in Linz im Juni 2009, an dem neben auch Ensembles aus Deutschland, Finnland, Slowenien, Bulgarien, Bosnien-Herzegowina, Ungarn, Russland, Polen, Venezuela, Korea und den Philippinen teilnahmen, ersang KlangsCala zwei goldene Diplome und wurde Sieger in der Kategorie „Gemischte Chöre“; insgesamt belegte der Chor bei diesem Chorwettbewerb den zweiten Platz (hinter dem ungarischen „Magnificat Youth Choir“) erreichen. Ein großes Erlebnis für Chorsänger und Publikum war die vielbeachtete Salzburger Erstaufführung von Leonard Bernsteins „Mass“ bei den Salzburger Kulturtagen im Oktober 2009.

Nach einem geistlichen Programm im vorigen Frühjahr steht jetzt deutsche Romantik auf dem Programm, unter dem Motto „Ich bin der Welt abhanden gekommen" – mit Liedern der Jahresregenten Gustav Mahler und Robert Schumann sowie von Johannes Brahms, Felix Mendelssohn, Franz Schubert und ausgewählten Volksliedern. Am Klavier begleitet das Klavierduo Melanie Hie und Markus Urbas. Auftritte sind im Odeion (Waldorfschule, Salzburg, 2. Mai) und im Schloss Goldegg (8. und 9. Mai).

Und dann? Im November fährt Zeilner mit der „KlangsCala“ zum Schubert-Wettbewerb nach Wien. Im nächsten Frühjahr soll's dann lustig zugehen, „ein Spaßprogramm“, wie Zeilner verrät. Der Arbeitstitel deutet an, wo die vokale Reise hingeht: „In der Bar zum Krokodil“...

Das Programm ist drei Mal zu hören:
Sonntag, 2. Mai, 19 Uhr: Odeion in Mayrwies/Salzburg
Samstag, 8. Mai, 19.30 Uhr: Rittersaal, Schloss Goldegg
Sonntag, 9. Mai, 19 Uhr: Rittersaal, Schloss Goldegg
Bilder: KlangsCala