Eine gute Seele im Schauspielhaus

TODESFALL / CHRISTOPH BATSCHEIDER

24/10/18 Manches kann man sich gar nicht recht vorstellen: etwa den Besuch einer Premiere im Schauspielhaus Salzburg, ohne eine Foyer-Plauderei mit Christoph Batscheider. Mehr als ein Jahrzehnt lang war er Regisseur, Dramaturg und Öffentlichkeitsarbeiter am Haus. So etwas wie eine gute Seele.

Von Reinhard Kriechbaum

Entsprechend betroffen die Nachricht seiner Kolleginnen und Kollegen, dass er in der Nacht auf Mittwoch (24.10.) verstorben ist. Er wurde nur 49 Jahre alt. „Fassungslos müssen wir von einem einzigartigen, liebevollen und geistreichen Menschen Abschied nehmen. Mit Herzenswärme, seinem sanften Gemüt und unglaublicher Fantasie hat er seit mehr als einem Jahrzehnt an unserem Theater mitgewirkt“, heißt es in der Nachricht vom Schauspielhaus. „Leidenschaftlich und mit Liebe fürs Detail hat er als Spielleiter und im Marketing dem Schauspielhaus seine Handschrift verliehen und ist dem gesamten Team und Ensemble in guten wie auch turbulenten Zeiten als Ansprechpartner zur Seite gestanden.“

Der Zufall will es, dass Grillparzers „Das goldene Vlies“, Batscheiders letzte Regiearbeit im Schauspielhaus, heute Mittwoch (24.10.) zum letzten Mal auf dem Programm steht. Im Moment bereitete er gerade mit Schülerinnen und Schüler der hauseigenen Schauspielschule die Jugendproduktion „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll vor (Premiere 3. Dezember). Im Schauspielhaus Salzburg inszenierte Batscheider unter anderem Shakespeares „Viel Lärm um nichts“, „Andorra" von Max Frisch, die Österreichische Erstaufführung von „Das Himbeerreich“ (Andres Veiel), Molieres „Der Geizige", in der vergangenen Spielzeit „Geächtet“ von Ayad Akhtar und Georg Kreislers Ein-Mann-Musical „Adam Schaf hat Angst“.

Christoph Batscheider wurde 1969 in Memmingen im Allgäu geboren. Während seines Studiums der Germanistik und Theaterwissenschaft an der FU Berlin, inszenierte er erstmals auf der studentischen Studiobühne. Er hospitierte und assistierte am Ernst-Deutsch-Theater, dem Thalia Theater Hamburg, an den Westfälischen Kammerspielen und bei den Bad Hersfelder Festspielen. Von 1996-2002 arbeitete er als freier Regisseur, 2002-2006 als Dramaturg an der Landesbühne Niedersachsen Nord in Wilhelmshaven. Seit 2006 war er am Schauspielhaus Salzburg tätig, zunächst im Bereich Dramaturgie, Marketing und Presse, seit August 2007 als Spielleiter.

Bild: Schauspielhaus Salzburg
Zur Besprechung Tragische Heldin Medea