Sternflammende Königin

TODESFALL / WILMA LIPP

28/01/19 1948, im selben Jahr, in dem sie als Konstanze (Entführung aus dem Serail) bei den Salzburger Festspielen debütierte, hat sie an der Wiener Staatsoper das erste Mal ihre Paraderolle schlechthin, die Königin der Nacht (Zauberflöte), gesungen.

Allein diese Rolle hat Wilma Lipp dort dann 131 Mal verkörpert, insgesamt hat sie im Lauf von gut drei Jahrzehnten an der Staatsoper 51 Partien übernommen und 1.140 Auftritte absolviert. 1953 wurde sie, erst 28jährig, zur Kammersängerin ernannt: die jüngste in der gesamten Geschichte der Wiener Staatsoper. „Wilma Lipp hat hingebungsvoll vorgelebt, wie man als festes Mitglied an einem Haus künstlerisch aufblühen und parallel dazu eine internationale Karriere aufbauen kann“, so Staatsoperdirektor Dominique Meyer.

Auf die Rolle der Königin der Nacht war sie über Jahre auch bei den Festspielen abonniert – schließlich rechnete sie zu über Jahre abonniert zum legendären Wiener Mozartensemble, unter Dirigenten wie Josef Krips, Karl Böhm und Herbert von Karajan. Die Königin der Nacht war aber nicht ihre einzige Rolle in der Zauberflöte: In den späten 1950er-Jahren vollzog sich der Wandel zum Fach der lyrischen Sopranistin. So sang sie bei der Wiedereröffnung des Theaters an der Wien im Jahr 1962 war sie die Pamina, an der Seite von Nicolai Gedda als Tamino unter der musikalischen Leitung Herbert von Karajans. So kam sie auch zu den Bayreuther festspielen (u.a. als Eva in den Meistersingern). 1962 debütierte Wilma Lipp in den USA, erst in San Francisco als Sophie (Rosenkavalier) und Alice Ford (Falstaff).

Bei den Salzburger Festspielen hat Wilma Lipp – und unter Karajans Leitung – einen ihrer letzten Bühnenauftritte absolviert: 1984 als Leitmertzerin (Rosenkavalier). Zu Salzburg gab es nicht nur wegen der vielen Auftritte bei den Festspielen Verbindung: Als Gesangspädagogin war sie sechzehn Jahre lang, von 1982 bis 1998, als Professorin am Mozarteum tätig. Ihren Schülerinnen und Schülern versuchte sie auch die Operette nahe zu bringen, schließlich war Ende der 1940er Jahre in der Saatsoper die Adele (Fledermaus), eine Rolle, die sie nahezu zwanzig Jahre mit großem Erfolg gegeben hat.

Am Samstag (26.1.) ist die Sopranistin im Alter von 93 Jahren in Inning am Ammersee gestorben. (dpk-krie)

Bild: Universität Mozarteum / Presse-Photo O. Spang