Publikumsliebling, auf Dauer entführt

TODESFALL / ELFRIEDE OTT

12/06/19 Nicht unser Revier, dachten wir eigentlich in der Redaktion des DrehPunktKultur, als wir heute Mittwoch (12.6.) vom Ableben der Schauspielerin Elfriede Ott (1925-2019) hörten. Ein Blick ins elektronische Archiv der Festspiele hat und eines Besseren belehrt.

Von Reinhard Kriechbaum

Tatsächlich ist Elfriede Ott in zwei Produktionen der Festspiele aufgetreten, und das waren keineswegs Schauspiel-Importe vom Theater in der Josefstadt, wo sie seit 1958 für über ein halbes Jahrhundert zum Ensemble gehörte und dessen Ehren-Doyenne sie natürlich war.

1962 spielte sie eine Nebenrolle in Leopold Lindtbergs Inszenierung von Nestroys Lumpazivagabundus. 1970 führte Oscar Fritz Schuh Regie für einen Theaterabend, der die Burleske Zum großen Wurstel von Arthur Schnitzler und Ödön von Horváths Komödie Figaro lässt sich scheiden vereinte. Da war Elfriede Ott die Susanne, an der Seite von Romuald Pekny als Figaro.

Ab 1944 war Elfriede Ott für fünf Jahre Mitglied der Burgtheater-Ensembles, ihre Hauptwirkungsstätte war dann die Josefstadt. Direktor Herbert Föttinger in einem Nachruf: „Elfriede Ott war zweifellos eine herausragende Komödiantin und eine der außergewöhnlichsten Volksschauspielerinnen Österreichs. Als solche war sie bekannt und beliebt, als solche hat sie sich in die Herzen des Publikums gespielt. Es erfüllt mich gerade deshalb mit großer Freude, dass ich ihr im Jahr 2005 einen großen Wunsch erfüllen konnte: Sie brillierte als Herwig in Ludwig Anzengrubers Das vierte Gebot und ließ uns so ohne Zweifel, dass ihr schauspielerisches Können auch das ernsthafte Fach umfasste.“

Wie populär Elfriede Ott war, das konnte man sogar in einem Film sehen: Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott (2010) handelt von Kleinganoven, die dem Promi-Faktor ihres Entführungsopfers ganz und gar nicht gewachsen sind.

Elfriede Ott starb in der Nacht nach ihrem 94. Geburtstag.

Bild: Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott / Dohr Film