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Wissenschaft mit Blick auf die Praxis

TODESFALL / GERHARD CROLL

04/11/19 Unter anderem steht sein Name als Herausgeber über den Noten von Mozarts Entführung aus dem Serail und Der Schauspieldirektor. Gerhard Croll, fast dreißig Jahre lang Universitätsprofessor für Musikwissenschaft an der Universität Salzburg, hatte aber auch in Sachen Gluck viel zu sagen.

Von Reinhard Kriechbaum

Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Gerhard Croll am 26. Oktober im Alter von 92 Jahren verstorben. Er war der erste Ordinarius für Musikwissenschaft an der wieder gegründeten Universität Salzburg, von 1966 bis zu seiner Emeritierung 1993. Dass der Tanz an diesem Institut eine große Rolle spielt und der Fokus immer auch sehr praxisnahe auf der regionalen Musikgeschichte lag, ist sein Verdienst. Die Ansiedlung des Bernhard-Paumgartner-Archivs und des Derra-de-Moroda-Tanz-Archivs an der Salzburger Universität hat er in die Wege geleitet, er hat auch die Editionsreihe Denkmäler der Musik in Salzburg ins Leben gerufen.

1927 in Düsseldorf geboren, absolvierte Gerhard Croll ein Kapellmeisterstudium in Düsseldorf und studierte Musikwissenschaft in Göttingen und Münster. Mit seiner Habilitation 1961 erinnerte er ans Opernschaffen des Priester-Komponisten Agostino Steffani. Das war in einer Zeit, da die Barockoper noch gar nicht so populär war wie heute.

Dass ein profilierter Musikwissenschafter an diesem Ort nicht an Mozart vorbeigehen kann, ist logisch. Schon lange vor seiner Berufung an die Universität Salzburg, ab 1955, war Gerhard Croll Mitarbeiter der neuen Mozart-Ausgabe. Er steuerte dazu neben den eingans erwähnten beiden Operneditionen auch das von ihm entdeckte Larghetto und Allegro in Es für zwei Klaviere und einen ebenfalls von ihm aufgestöberten Janitscharenmarsch (gedacht für die Entführung) bei. Croll war schließlich Mitglied des Zentralinstitutes für Mozart-Forschung in Salzburg.

Vor Mozart kam freilich Christoph Willibald Gluck: Von 1960 bis 1990 war Gerhard Croll Leiter der Gluck-Gesamtausgabe, und 1986 gründete er in Wien die Internationale Gluck-Gesellschaft. Er war auch 2005 Mitbegründer der Internationalen Gluck-Opern-Festspiele, die biennal in Nürnberg (neuerdings auch an anderen fränkischen Orten) stattfinden.

Bild: Universität Salzburg

 

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