Etwas wachsen lassen

IM PORTRÄT / DIETGARD GRIMMER

04/02/20 Geist und Form hieß die erste Austellung, die Dietgard Grimmer 1986 in die „ Galerie im Traklhaus“ brachte. Nun  lud die Leiterin der Landesgalerie zur letzten von ihr verantworteten Schau im Rahmen des Kooperationsprogramms, einem Herzstück ihrer Arbeit. - Dietgard Grimmer resümiert 35 Jahre im Gespräch mit DrehPunktKultur.

Von Heidemarie Klabacher

Ausstellungen gab es hier bereits ab 1972“, sagt Dietgard Grimmer. Der Kunstverein, die Berufsvereinigung oder das damalige Symposion Werfen, aus dem später die Ortung werden sollte, haben in den Räumen im Traklhaus ausgestellt. Da sei wenig „Programm“ nötig gewesen, erzählt Dietgard Grimmer. Es habe gereicht zu sagen: „Kommt, wir machen nach dem Symposion im Sommer eine Ausstellung im Herbst“. Auch die Internationale Sommerakademie Bildende Kunst habe über mehr als 25 Jahre die Galerieräume im Traklhaus (aber nicht nur diese, sondern auch Räume in der ganzen Stadt) mit Ausstellungen namhafter Lehrender „bespielt“: „Gerhard Rühm ist jeden Tag nach Unterrichtsschluss von der Festung heruntergekommen, hat hier im Traklhaus Hof gehalten und sich gefreut, wenn ihn jemand erkannt hat.“ Das waren die Wochen, in denen sie, so Grimmer, immer kleine Köstlichkeiten der Konditorei Ratzka im Schreibtisch hatte. Ausstellungen von Valie Export, Jim Dine, Hermann Nitsch oder Katharina Sieverding und vielen andere, die bei der Sommerakademie unterrichtet haben, hätten mit dazu beigetragen, die Landesgalerie international zu positionieren.

Schon in den Anfängen sei es ihr ein Anliegen gewesen, zu einer Ausstellung auch einen Katalog zu machen: „Das war wirklich etwas besonderes, weil keiner Kataloge machte. Es war das erste Mal, dass die Künstler etwas in die Hand bekamen.“

Schon bald kristallisierte sich heraus, was Dietgard Grimmers Anliegen bis heute geblieben ist: „Salzburger Künstlerinnen und Künstler in die Szene zu integrieren und überregional wie international bekannt zu machen.“ Das erreichte und erreicht Grimmer mit dem Kooperationsprogramm, das 1998 das Förderprogramm (für Künstler bis 35 abgelöst habe). Das Förderprogramm habe sich „teils überlebt“, erklärt Grimmer, nachdem auch andere Institutionen begannen, Preise für die jüngere Generation auszuloben: „Es war mir wichtig, eine Schiene für bereits etablierte Vierzig bis Fünfzigjährige einzurichten.“

Es freue sie daher besonders, dass ihre letzte Arbeit als Leiterin der Landesgalerie eine Doppelausstellung im Rahmen dieses Kooperationsprogramms ist. Partner ist in diesem Falle das Atelierhaus Salzamt Linz, wo die Ausstellung letzten November zu sehen war: Die in Wien lebende Salzburger Künstlerin Sira-Zoé Schmid zeigt Fotografien, Objekte und Video-Arbeiten, die in Chicaco entstanden sind, als sie dort in einem der Auslandsateliers des Landes Salzburg arbeitete. Grenze, Separation, Freiheit und deren Manifestationen in urbanen Raum sind das Thema. Die Gruppen-Ausstellung Habitat zeigt Arbeiten von Margit Greinöcker, Matthias Klos, Daniel Stempfer und Christina Werner, die sich mit dem Thema Lebensraum aus unterschiedlichen Blickwinkeln nähern.

Die Künstlerinnen und Künstler schätzen das Konzept: Es werden von Dietgard Grimmer nicht nur Werke, sondern auch deren Schöpfer zusammengebracht: „Es ist mir wichtig dass auch die Kunstschaffenden selber in Dialog treten und schauen, was sich entwickelt.“ Bei thematsichen Ausstellungen, wie etwa zuletzt Geld in der Kunst, sei sie im Vorfeld immer auch persönlich mit den Künstlern in Kontakt getreten: „Da findet man auch manchmal etwas, was nicht oder ganz anders ausgemacht war.“ Sie sei stolz auf das Vertrauen, dass die Künsterlinnen und Künstler ihr auch in solchen Fällen entgegengebracht hätten, in denen sie Änderungen erreichen wollte. War es doch immer ihr Anliegen, deren Kunst bestmöglich zu präsentieren.

Das ist es, was in diesem Bereich besondere Freude macht: Nicht nur zack-zack ein paar Bilder oder Skulpturen zu kaufen, sondern etwas wachsen lassen.“ Für die Ausstellung Mantua Mantua sei sie mit dem Fotografen Matthias Herrmann fast zwei Jahre in Kontakt gewesen: „Mit anderen geht es schneller. Aber das ist es, was das Gesicht des Traklhauses ausmacht.“

Dieses Kompliment höre sie in diesen Tagen sehr häufig, wo sich unter den Kunstschaffenden herumspreche, dass sie in Pension geht. Geschickt wird, wie Grimmer betont. Sie wäre durchaus gerne noch zwei verbleibende Jahre bis zum offiziellen Pensionsalter im Amt geblieben.

Seit Jahren versucht Dietgard Grimmer übrigens den Namen der „Galerie im Traklhaus“ zu ändern in „Kunst im Traklhaus“. „Immer wieder werden wir mit einer Verkaufsgalerie verwechselt. Auch ist es manchmal schwer, das den Leihgebern zu erklären.“ Oder den Kunstbegeisterten: In der legendären Sessel-Ausstellung 2014 war auch ein Sessel von Ai Weiwei, der überhaupt nur mit Hilfe der Botschaft und als Diplomatengepäck nach Salzburg zu bekommen war: „Den wollten dann alle kaufen.“

Nicht alle Pläne und Ideen in diesen 35 Jahre eien aufgegangen, sagt die Landesbeamtin, die auch für die Landespreise, das Auslandsatelierprogramm, die Auslandsateliers in der Stadt Salzburg oder die Kunstankäufe des Landes Salzburg zuständig war. Das Budget der Landesgalerie selber sei seit 2016, das Budget für die Kunstankäufe seit 2010 nicht erhöht worden. „Was zurückkommt, ist der Dank der Künstler und die Wertschätzung der Besucher.“

Bilder: dpk-klaba