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Furz für drei Posaunen in der Lederhose

IM PORTRÄT / ROBERT KAINAR

01/12/20 Die Berufsbezeichnung „Jazz-Schlagzeuger“ wäre entschieden zu kurz gegriffen für den vielseitigen Robert Kainar, der den Großen Kunstpreis des Landes Salzburg für Musik erhält. Dem „Fest der Kunst“ (der Übergabe der Landespreise und Stipendien) heute Abend (2.12.) kann man wie berichtet leider nur per Video-Stream folgen.

Nicht vorenthalten wollen wir unseren Leserinnen und Lesern eine Partiturseite des Stücks Skizzen zur österreichischen Kulturpolitik, im Untertitel Furz für drei Posaunen. Etwas Querdenkerisches und Aufmüpfiges hatte und hat Kainar immer. „Aufgrund seiner jahrelangen und zahlreichen Leistungen und Verdienste um die Salzburger Musikszene, ins­besondere auch in der Jazzszene, wird Robert Kainar einstimmig als Kunstpreisträger für Musik 2020 vorgeschlagen“, heißt es in der Begründung der Jury.

Beeindruckend seien sein musikalisches Schaffen, seine Arbeit als herausragender Vernetzer der Szene und sein kontinuierliches, genreübergreifendes Arbeiten: „Er lebt vor Ort und ist eine der Persönlichkeiten, die als Ermunterer, Gestalter, Veranstalter und Initiatoren die Musikkultur Salzburgs maßgeblich mitgestaltet haben und weiter vorantrei­ben, lange bevor 'interdisziplinär' und 'vernetzt' zu Buzzwörtern im Kulturbetrieb wurden“, schreiben Tina Heine, Sabine Reiter und Hannes Eichmann. Der Preis solle ihn nicht zuletzt „ermuntern, diesen Weg weiterzugehen und anderen Akteuren als Vorbild dienen, nicht nur die eigene Karriere, sondern auch das große Ganze im Blick zu haben, in einer Zeit, die mehr denn je solches solidarisches Handeln benötigt“.

In den frühen 1980er Jahren war Robert Kainar maßgeblich am Aufbau des „Jazzclub“ Life in Salzburg beteiligt. Er war Mastermind, Mitbegründer und Organisator des von 1998 bis 2006 bestehenden JIMS (Workshop and Festival for jazz & improvised music Salzburg). Ab 2006 war er Workshopleiter bei der AR­GE-Kinderkulturwoche und beteiligte sich an der Konzeption und als Mitwirkender am Musikvermittlungsprojekt Jazz's cool. Ein Akzent war die Gründung des Ensemble 013 für die Salzburger Festspiele. Im Namen verbirgt sich die Jahreszahl 2013, seit damals stellt diese Gruppe die Bühnenmusik für den Jedermann, die auch auf CD dokumentiert ist.

Mit 15.000 Euro ist der Große Kunstpreis des Landes die höchste Auszeichnung in diesem Bereich und wird abwechselnd für Bildende Kunst, Literatur, Musik und Darstellende Kunst vergeben, 2020 zum sechsten Mal in der Sparte Musik. Die Jury hob Kainars „eigenwillige Perkussion gepaart mit sensiblem und druckvollem Schlagzeugspiel – fallweise unter Einsatz elektronischer Mittel“ besonders hervor.

Robert Kainar wurde 1965 in Hallein geboren. „Sein damaliges musikalisches Wirken hatte sich, Marsch­trommel spielend, auf die Bürgermusik Hallein be­schränkt“, erinnert sich sein Freund, musikalischer Mitstreiter und Laudator Klaus Kircher. Das habe man ihm „immer auch ein wenig angesehen“.

„Einmal war er sogar mit der Lederhose in der Schule und ich habe mir gedacht 'Des musst dich auch erst einmal traun!' Und getraut hat er sich immer was! Vor allem traut und traute er sich immer ein klein bisschen anders zu sein. Auch wenn ich es im ersten Moment nicht immer verstanden habe, im Endeffekt war immer alles stimmig und durchdacht.“

Kainar studierte klassisches Schlagzeug am Mozarteum. 1980 gründete er seine erste Band, „halifax“. Viele Gruppierungen sollten folgen, die auch sein Charisma am Schlagzeug spiegelten: Dreamhunter, Sharp5, Mulo Francel & Friends, Tiptons Sax Quartet & Drums, k3, Ann Klein Band oder k3 goes India mit Ranajit Sengupta, Lisa Wahlandt/Brisa do Mar.

Bilder: LMZ / Franz Heller (1); Markus Grüner-Musil (1); Jessica Lurie (1)
Zur CD-Kritik Aus Jedermann wird Zittermann

 

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