Große Festspielabende in den 1990er Jahren

TODESFALL / JUTTA LAMPE

04/12/20 „Jutta Lampe hat meinen Blick und den meiner Generation auf das Theater im allgemeinen und insbesondere auf den Beruf der Schauspielerin geprägt“, so die Leiterin des Schauspiel bei den Festspielen, Bettina Haring. Die Schauspielerin ist 82jährig gestorben.

„Ihre Figuren, die strahlend, unberechenbar, doppelbödig, scheinbar alterslos und immer voll vibrierender Energie waren, wurden durch ihre Darstellung zum Ereignis und haben Theatergeschichte geschrieben.“ so Bettina Haring in einem Nachruf der Festspiele. Hier war Jutta Lampe zum ersten Mal 1992 in einer Lesung von William Shakespeares Venus und Adonis zu erleben, in dem Jahr, in dem Peter Stein die Schauspieldirektion übernahm. Mit Peter Stein verbanden sie nicht nur die nachfolgenden Inszenierungen, in denen sie bei den Salzburger Festspielen brillierte.

Es bestand eine Jahrzehnte währende künstlerische Beziehung, mit Beginn in den 1960er Jahren am Theater der Freien Hansestadt Bremen bis zur legendären Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin mit Ensemblemitgliedern wie Edith Clever, Angela Winkler, Bruno Ganz, Otto Sander und Ulrich Wildgruber, um nur wenige zu nennen.

In der Uraufführung Das Gleichgewicht von Botho Strauß, der als Dramaturg wie als Autor an der Schaubühne stilbildend war, und in der Regie von Luc Bondy spielte Jutta Lampe 1993 in Salzburg die zentrale Rolle der Lilly Groth, die zwei Existenzen gleichzeitig lebt. Die Rolle war ihr auf den Leib geschrieben und entsprach ihrem filigranen und zugleich konkreten Spiel.

In Pirandellos Die Riesen vom Berge 1994 in der Regie von Luca Ronconi spielte sie die Rolle der Ilse, der Anführerin einer Schauspielertruppe, die die Poesie zu den Menschen bringen möchte.

In einer Kritik hieß es: „Als Komödiantin, die ihr Leben der Fabel eines Dichters weiht, entfaltet Jutta Lampe all ihren weiblichen Charme und Zauber – auch sie eine Magierin, wenn auch ohne die große Geste des Beschwörers; dass sie sich selbst überwältigen lässt von dem Spuk, macht sie zu einem staunenden Menschenkind.“ Als Ljubow Andrejewna Ranjewskaja in Tschechows Kirschgarten (Regie Peter Stein) begeisterte Jutta Lampe 1995 abermals Publikum und Kritik. Jutta Lampe stand in insgesamt 71 Vorstellungen bei den Salzburger Festspielen auf der Bühne. (PSF)

Bilder: Salzburger Festspiele / Ruth Walz (2); Bernd Uhlig (1)