Der Konzertmeister erinnert sich

IM PORTRÄT / HANS GRAF

13/02/24 Hans Graf war von 1984 bis 1994 Chefdirigent des Mozarteumorchesters und des Salzburger Landestheaters, an dem er dreißig Opernpremieren leitete. Am Donnerstag (15.2.) wird der Dirigent 75 Jahre alt. Markus Tomasi, schon damals Konzertmeister, erinnert sich.

Von Markus Tomasi

„Hans Graf hat maßgeblich im Zusammenspiel mit Hofrat Dr. Krön, dem damaligen Kulturchef des Landes, zur Errichtung des Orchesterhauses beigetragen, welches im Juni 1990 seinen Spatenstich erlebt hat. Wir, also das Mozarteumorchester, mussten bis zur Erbauung unseres Orchesterhauses an sieben verschiedenen Spielstätten in der Stadt Salzburg proben und hatten bis dahin keine „Heimat“.

In seine Ära fällt unter anderem auch die Gründung unseres Freundeskreises, wo er mit wunderbaren Ideen den damaligen Gründungsvätern, einer davon unser späterer Orchesterdirektor Erwin Niese, und dem unvergesslichen Professor Ferdinand Dreyer und Oswald Panagl nebst ein paar anderen, zur Seite gestanden ist. In diese Jahren fanden mehrere bedeutende Inszenierungen großer Opern im Großen Festspielhaus mit berühmten Regisseuren wie Wolfgang Glück und Joachim Herz statt, mit internationaler Sängerbesetzung. Und die Premieren- und Dernierenfeiern wurden stets mit wunderbaren Festen begleitet, die eben dieser neu gegründete Freundeskreis veranstaltet hat.

Musikalisch von höchster Bedeutung sind in Grafs Ära die CD-Einspielungen aus Mozarts Werk: sämtliche Symphonien, sämtliche Märsche und Tänze, sowie eine große Zahl der Klavierkonzerte. Wir sind viel auf Tournee gewesen, in den USA, quer durch Europa, Japan und Korea; diese Tourneen runden sein künstlerisches Schaffen mit uns ab. Zum Mozartjahr 1991 gab es dann noch, zusammen mit dem Salzburger Landestheater, ein einmonatiges Gastspiel in Japan. Auf dieser Reise durften wir drei Mozart-Opern spielen, unter anderem in den fantastischen Räumlichkeiten Bunka Kaikan und in anderen Städten.

Seine Verbundenheit zu unserem Orchester ist noch immer sehr stark spürbar, so hat er uns schon bei vielen Gelegenheiten als Einspringer sehr schöne Konzerte beschert und auch aus Notsituationen gerettet. Dafür gebührt ihm höchster Dank und höchste Anerkennung. Ich persönlich freue mich, dass er wieder einmal zu einem großen Konzert in der nächsten Saison bei uns eingeladen ist!

Hans Graf, 1949 in Marchtrenk (OÖ) geboren, studierte an der Musikhochschule Graz Klavier und Dirigieren (Abschluss 1971). Danach besuchte er Meisterkurse bei Franco Ferrara in Siena und Hilversum sowie bei Sergiu Celibidache in Bologna und studierte ein Jahr am Konservatorium Leningrad bei Arvīds Jansons. 1979 gewann er den ersten Preis beim Karl-Böhm-Wettbewerb in Salzburg. Von 1984 bis 1994 war er Chefdirigent des Mozarteum Orchesters Salzburg und des Salzburger Landestheaters,. Danach war Graf Chefdirigent des Orquesta Sinfónica de Euskadi (1994–1996), des Calgary Philharmonic Orchestra (1994–2002), des Orchestre National Bordeaux Aquitaine und der Opéra National de Bordeaux (1998–2004), sowie des Houston Symphony (2001–2013). Seit den 1990er Jahren arbeitet er hauptsächlich in den USA. Neben einer seit 1995 bestehenden Zusammenarbeit mit dem Boston Symphony Orchestra folgten Auftritte mit Cleveland Orchestra, Philadelphia Orchestra, New York Philharmonic, Pittsburgh Symphony Orchestra und Los Angeles Philharmonic. 2013 bis 2015 war Graf Professor für Orchesterdirigieren an der Universität Mozarteum Salzburg. Seit 2020 steht er dem Singapore Symphony Orchestra vor. (dpk)

Bilder: Bruce Bennett (1); Archiv des Mozarteumorchesters (2)