Er machte Salzburg zur ORF-Literatur-Hauptstadt

TODESFALL / KLAUS GMEINER

15/03/24 „Gestaltet von Klaus Gmeiner.“ Die Ansage in der Sonntagmorgen-Sendung Du holde Kunst ist, weil ja viel wiederholt wird auf dieser Programmschiene, jedem Ö1-Hörer im Ohr. Etwa 720 Lyrik-Sendungen hat er vom ORF Salzburg aus produziert. – Der Hörfunk- und Theaterregisseur ist am 13. März in Wien 91jährig verstorben.

Von Reinhard Kriechbaum

Wie kam es, dass so viele prominente Schauspielerinnen und Schauspieler den Weg ins ORF-Landesstudio fanden? Klaus Gmeiner leitete hier ab 1971 die Literatur- und Hörspielabteilung. Er wusste die Festspielzeit zu nutzen, wenn die Bühnenprominenz zugange war. Da lag es nahe, sie einzuladen, und ganz offensichtlich schätzten die Wort-Künstler ihrerseits die fachliche Kompetenz des Regisseurs. So sind etwa vierhundert Hörspiele im Salzburger Landesstudio entstanden.

„Salzburg wurde dadurch neben Wien zur ersten Adresse für Literatur im Hörfunk in Österreich“, schreiben Manfred Mittermayer und Ines Schütz in einem Nachruf. Sie wissen auch, dass der 1932 in Bregenz geborene Regisseur, der ab 1954 am Mozarteum Schauspiel und Regie studierte, in dieser Zeit Studienkollege und Wohnungsnachbar von Thomas Bernhard war. Danach war er als Dramaturg und Regisseur am Salzburger Landestheater tätig. Nach Stationen am Schauspielhaus Graz als Opern- und Schauspiel-Regisseur und ab 1967 als Oberspielleiter am Stadttheater St. Gallen leitete er ab 1971 im ORF-Landesstudio Salzburg die Literatur- und Hörspielabteilung.

Werner Thuswaldner über den Theatermann Klaus Gmeiner: „Durch all die Jahre hindurch bewies er mit seinen Inszenierungen, nicht nur im Bereich des Sprechtheaters, sondern auch der Oper, wie geläufig ihm das Theaterhandwerk ist. Das Handwerk war stets mit der geistigen Dimension verbunden, denn gleich wichtig war ihm das Durchdringen einer Stückvorlage.“

Ab 1985 leitete Klaus Gmeiner auch das Salzburger Straßentheater der Kulturvereinigung. „Seine Arbeit garantierte einen Anspruch: Das künstlerische Niveau durfte nicht verraten werden, durfte nicht unter die Räder kommen“, schrieb Thuswaldner, der Gmeiners Produktionen auf demThespiskarren über die Jahrzehnte als Kritiker begleitete. „Das stellte er mit seiner Stückwahl, den speziellen Fassungen für die Freiluftaufführungen und mit der Wahl der Darsteller sicher.“

Ines Schütz und Manfred Mittermayer weisen in ihrem Nachruf auf die besondere Rolle hin, die Klaus Gmeiner bei den Rauriser Literaturtagen spielte. Da wirkte er von 1972 bis 1976 zunächst als Mitglied der Jury zum Rauriser Literaturpreis. „Für 1990 wurde er als Nachfolger des damaligen Leiters Franz Mayrhofer angefragt, schlug aber dann selbst Brita Steinwendtner vor, der er während ihrer so erfolgreichen Intendanz nicht nur als Berater zur Seite stand, sondern deren Programm er auch immer wieder durch herausragende Regiearbeiten bereicherte. So inszenierte er Uraufführungen von Michael Köhlmeiers Einakter Like Bob Dylan (1974), des Einakters Carl und das Skelett von Herbert Fleck (1977), von Fritz Hochwälders Stück Der verschwundene Mond (1985), von H. C. Artmanns Dramolett off to liverpool oder ein engel hilft mir frühaufstehn (1991) und von Ingeborg Bachmanns Jugendwerk Carmen Ruidera (1996).“
Weitere Inszenierungen, meist als Lese- oder Hörspielaufführungen, galten u.a. Gotthold Ephraim Lessing („Der junge Gelehrte 1975), Franz Xaver Kroetz (Das Nest 1976), Friedrich Dürrenmatt (Der Meteor 1981), Thomas Hürlimann (Großvater und Halbbruder 1982), Tankred Dorst (Ich, Feuerbach 1987), Felix Mitterer (Die Kinder des Teufels 1990), Hans Magnus Enzensberger (Requiem für eine romantische Frau 1992), Peter Turrini (Josef und Maria 1994) sowie einer Reihe Rauriser Dramolette von Ilse Aichinger, Thomas Hürlimann, Michael Köhlmeier, Adolf Muschg, Patrick Roth und Gabriele Wohmann (1995). Gmeiners letzte Arbeiten für Rauris waren Elisabeth Reicharts Sakkorausch (2001), eine Thomas-Bernhard-Lesung mit Sylvester Groth (2006) und Ulrich Bräkers Räsonierendes Bauerngespräch über das Bücherlesen (2010). Eine beeindruckende Liste, die den weiten literarischen Horizont des Verstorbenen spiegelt.

Bild: SKV / Wolfgang Lienbacher
Eine Würdigung Klaus Gmeiners von Werner Thuswaldner
Das waren wirklich gute Zeiten!