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Nicht gewinnen um jeden Preis

IM PORTRÄT / MARIA FLÖCKNER, HERMANN SCHNÖLL

14/11/12 Eigentlich stellen sie in der Höhle des Löwen aus, im Künstlerhaus: Denn gerade bildende Künstler finden in den Gebäuden, die sich Maria Flöckner und Hermann Schnöll ausdenken, wenig Wände, um etwas hinzuhängen. Dieses Architektenteam liebt die Offenheit, das Glas.

Von Reinhard Kriechbaum

Zwei Mal haben sie den Landesarchitekturpreis des Landes Salzburg gewonnen. Zuerst 2000 für den Kinderhort Taxham. Das zweite Mal 2008 für ein Einfamilienhaus, das in Adnet errichtet wurde und damals auch für kritische Rückfragen sorgte: Ein in die Breite gehender Glaspalast zwischen zwei Sandwitch-Scheiben aus Beton. Ob ein solcher Platzverbrauch wohl statthaft sei im Grünen, fragten damals Kritiker.

Gerade in diesem Haus fühlen sich die Bewohner wohl, schwärmen die beiden Architekten. Sie sind befreundet mit den Auftraggebern und haben „sogar probewohnen dürfen“ in dem von ihnen erdachten Gebäude. „Wir wollten eben den Außenraum mit hinein nehmen“, erklären die beiden. „Die Wolkenstimmung bietet eine Atmosphäre, als ob man auf den Berg geht“, hätten die Bewohner befunden.

Maria Flöckner und Hermann Schnöll sind keine Baukünstler, die sich anbiedern. Sie rekurrieren darauf, dass man der Architektur auch Zeit geben muss, sich in sie einleben und so ihren Wert allmählich schätzen lernen. Originelles haben sie sich ausgedacht, das vielleicht eben deshalb nicht umgesetzt worden ist, weil für die Beurteilung die rechte Zeit fehlte. „Typus Wohnen“ hieß etwa ein Betrag für einen Wettbewerb. Die Idee: eine Art „Box“ zur Verfügung zu stellen, mit einem Innengerüst und Leitern als Option für mehrere Geschosse, deren konkrete Gliederung und Raumaufteilung dann jene übernehmen, die dort einziehen. Das hat der Bauherr damals nicht gewagt, umzusetzen. Für einen Kunden in Mattsee haben sie sich eine gläserne Bootshütte ausgedacht, die aber vor den Ortsbildbewahrern keine Gnade fand. Dafür haben sie sich für ein dann auch gebautes Einfamilienhaus für Stefan Zenzmaier in Kuchl (einen Sohn des Metallbildhauers) Lösungen ausgedacht mit Lichtdurchlässen zwischen den Stockwerken und Räumen. Das Thema Zusammenleben innerhalb einer Familie ist visuell plausibel (und auch da wieder: für die Bewohner überzeugend und zufrieden stellend) umgesetzt worden.

Maria Flöckner (Jahrgang 1962) studierte Architektur an der TU Wien bei Anton Schweighofer. Hermann Schnöll (geb. 1964) studierte an der „Angewandten“ bei Hans Hollein. 1998 gründeten sie ihr gemeinsames Atelier in Salzburg. Sie erhielten auch den Österreichischen Bauherrenpreis (2000), wurden zum Mies-van-der-Rohe-Preis nominiert (2000 und 2009) und waren 2009 im Rahmen des österreichischen Beitrages auf der 11. Architektur Biennale in Venedig vertreten.

An wie vielen Wettbewerben beteiligen sich Maria Flöckner und Hermann Schnöll pro Jahr? Das hängt natürlich von der Größenordnung ab, zwei können es sein, aber auch fünf oder sechs. Unterdessen gebe es in den Architekturbüros eine starke Arbeitsteilung, erklärt Hermann Schnöll, „die Mehrzahl sind Teambüros.“ Flöckner und Schnöll schwören aufs Zweier-Team: „Wir sind Menschen, die die Dinge gerne selbst erledigen und nicht oder ganz wenig delegieren“, sagt Maria Flöckner. Das macht natürlich auch die Kalkulation einfacher, wie viel Arbeit man in Wettbewerbseinreichungen steckt: „Schlimm wird es, wenn man Mitarbeiter hat.“

Eine gewisse Kompromisslosigkeit haben die beiden auf ihr Banner geschrieben: „Wir wollen das beste Projekt machen und nicht gewinnen um jeden Preis“, sagt Hermann Schnöll. Es gehe darum, zu sehen „wo sind die Grenzen, die man im Anspruch nicht unterschreiten darf.“ Weil sie das offenbar sehr konsequent und streng gegen sich selbst umsetzen, finden sich in der Ausstellung bei der Initiative Architektur derzeit auch viele Projekte, die nicht verwirklicht worden sind.

Die Ausstellung „Möglichkeitsräume. Maria Flöckner und Hermann Schnöll“ ist bis 21. Dezember bei der Initiative Architektur zu sehen. - www.initiativearchitektur.at
Bilder: Initiative Architektur / Jana Breuste (2); Stefan Zenzmaier (2)
Zum Ausstellungsbericht {ln: Was Salzburg verschenkt hat}

 

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